1863 gründete der gebürtige Memminger Robert Friedrich Metzeler in München einen Handel mit Gummiwaren wie z.B. chirurgische Artikel, „Kurzwaaren“, Spielzeug, regenfeste Bekleidung und Gummischuhe sowie „Luft- und wasserdichte Gegenstände“. Nach langwierigen Verhandlungen mit den Lokalbehörden erhielt er 1871 die Genehmigung zur Einrichtung einer Kautschukwarenfabrik. Schon drei Jahre später wurde er zum königlich-bayerischen Hoflieferanten ernannt.
Als eine der ersten Fabriken der Welt entwickelte Metzeler um 1890 ein Verfahren, Gewebe aus Leinen oder Baumwolle vielschichtig zu gummieren. Damit war das Unternehmen ein wichtiger Lieferant für die aufkommende Luftschifffahrt, und zwar auch im Ausland wie Italien, Frankreich und Rußland. Die Erfolgsgeschichte von Metzeler wurde aber vor allem durch die Entwicklung der modernen Bereifung geprägt. Die „Pneumatiks“ aus München festigten den Weltruf des 1901 in eine Aktiengesellschaft umgewandelten Werks. Auf der Internationalen Automobilausstellung in Berlin 1906 bot Metzeler eine besondere Attraktion mit einem lebenden Elefanten, der vergeblich einen Reifen zu zerstampfen versuchte und damit dessen enorme Haltbarkeit bewies. Später wurde dieser Elefant zum Warenzeichen.
Die wichtigsten deutschen Motorradfabriken rüsteten ihre Maschinen mit Metzeler-Reifen aus: Der Spitzenrennfahrer Ernst Henne erzielte zwischen 1929 und 1937 von seinen 76 Rekorden 59 mit Metzeler-Bereifung. In den 1970er Jahren kam es aus wirtschaftlichen Gründen zur Aufteilung des Unternehmens. Die Produktion von Motorradreifen wurde nach Breuberg im Odenwald verlegt. 1986 wurde Metzeler Kautschuk ein Unternehmen der Pirelli-Gruppe.
1918 erwarb der Großindustrielle Kommerzienrat Dr. h.c. Georg Hirsch aus Gera die Aktienmehrheit von Metzeler. Zu seinem Konzern gehörten bedeutende Firmen im In- und Ausland, auch Kautschukplantagen im damaligen Niederländisch-Indien. Bis zu seinem Tod 1939 bestimmt er die Geschicke des Münchner Unternehmens. Das Bayerische Wirtschaftsarchiv hat jetzt von dem Breuberger Archivar und Heimatkundler Traugott Hartmann das großformatige, aufwendig gerahmte Porträt von Georg Hirsch erhalten.
Harald Müller M.A., wissenschaftlicher Mitarbeiter des Wirtschaftsarchivs