Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern

Das Bayerische Wirtschaftsarchiv hat 2002 den Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern initiiert. Er dient dem wechselseitigen Austausch über Möglichkeiten, Probleme und Fragen der archivischen Arbeit zwischen ArchivarInnen im Bereich der Wirtschaft in Bayern. Auf den jährlich stattfindenden Tagungen soll der Zusammenhalt unter den ArchivarInnen gestärkt und die fachliche Kompetenz durch die Erörterung spezieller Themen gefördert werden. Interessenten sind herzlich willkommen.

Ansprechpartner:
Dr. Richard Winkler

089 5116 - 3587 richard.winkler(at)muenchen.ihk.de

 

Am 2. Juni 2022 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern zu seiner 20. Arbeitstagung bei der Maler- und Lackierer Innung München Stadt und Land in München. Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, konnte 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus bayerischen Unternehmensarchiven begrüßen. Sie dankte dem amtierenden Obermeister der Innung, Herrn Andreas Romanow, sowie dem Geschäftsführer, Herrn Dr. Jürgen Weber, für die Einladung und die Ausrichtung der Tagung. Sie stand unter dem Rahmenthema „Das Archiv einer Handwerksinnung. Einblicke und Erträge“.

Andreas Romanow gab nach seiner Begrüßung einen Einblick in die Aufgaben der Münchner Innung. Sie versteht sich als moderner Dienstleister für die angeschlossenen Betriebe. Gemeinsam mit der Partnerinnung Dachau ist sie der größte Innungsverbund in Deutschland mit rund 280 Mitgliedsbetrieben. In der Rechtsform einer Körperschaft des öffentlichen Rechts obliegt ihr die Förderung der gemeinsamen gewerblichen Interessen der Mitglieder, die Bildung von Prüfungsausschüssen und Abnahme von Gesellenprüfungen im Auftrag der Handwerkskammer für München und Oberbayern, die Information und Beratung der Mitgliedsbetriebe zur Branche, zu Tariffragen, zur Betriebsführung und in rechtlichen Belangen sowie die Unterstützung bei Lehrlingsstreitigkeiten. Die Innung bietet durch ein eigenes Bildungszentrum eine hervorragende Infrastruktur für die Aus- und Weiterbildung und stellt dort auch Übernachtungsmöglichkeiten für Auszubildende und Berufstätige zur Verfügung.

Dr. Jürgen Weber gab in seinem anschließenden Vortrag einen ebenso grundlegenden wie kurzweiligen Überblick über die Historie des Maler- und Lackiererhandwerks vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Er schilderte die Wandlungen des Berufsbildes und die Entwicklung von der zünftischen Verfassung bis zum 1954 erlassenen Gesetz zur Ordnung des Handwerks, das bis heute die Grundlage der Handwerksorganisation bildet. Anhand verschiedener, im Historischen Archiv verwahrter Dokumente, veranschaulichte Dr. Weber zugleich die Meilensteine der Entwicklung der Münchner Innung, die ihre Ursprünge bis zur ersten überlieferten Zunftordnung der Münchner Maler 1448 zurückverfolgen kann und stellte die Leistung der dabei prägenden Persönlichkeiten der letzten hundert Jahre in den Fokus. Damit betonte er gleichzeitig die Bedeutung des Innungsarchivs, das ab 2004 professionell aufgebaut wurde und heute eine Vielzahl von historischen Unterlagen, Fotos und Druckwerken zum Malerhandwerk bereitstellt. Bei der anschließenden Besichtigung des Historischen Archivs konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der geleisteten archivischen Arbeit überzeugen. Danach folgte ein Rundgang durch die Ausstellung von Arbeiten des Leistungskurses für begabte Azubis, die eine Vielfalt von künstlerisch ansprechenden Objekten beinhaltete.

Beim anschließenden Mittagsimbiss bestand weiterhin Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Den Schlusspunkt der gelungenen Veranstaltung setzten vier Ausbilder der Innung. Sie präsentierten eine Reihe von historischen Werkzeugen und Materialien aus dem 19. und 20. Jahrhundert und demonstrierten deren praktische Anwendung – etwa den Einsatz von frühen Tapeten oder die Vergoldung von unterschiedlichen Oberflächen.

 

 

Am 14. Oktober 2021 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern nach einjähriger pandemiebedingter Pause zu seiner 19. Arbeitstagung bei der UniCredit Bank AG in München. Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, konnte 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus bayerischen Unternehmensarchiven begrüßen. Sie dankte Elke Pfnür, Leiterin der Corporate History UniCredit Bank AG, für die Einladung in den HVB-Tower und die Ausrichtung der Tagung. Sie stand unter dem Motto „Bewegte Bilder bewegen. Wirtschaftsarchive und Imagefilm“.
Elke Pfnür und Jutta Pfister, Employee Communication & Int. Events, stellten in ihrem Vortrag den anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der HypoVereinsbank 2019 erstellten 15-minütigen Imagefilm vor. Der unter maßgeblicher Beteiligung des Historischen Archivs konzipierte Film dokumentiert die Entwicklung des Bankinstitutes ab 1869. In diesem Jahr wurde in München die Bayerische Vereinsbank AG gegründet, die 1998 mit der älteren Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank AG zur HypoVereinsbank fusionierte. Anhand zahlreicher, filmisch ansprechend in Szene gesetzter Originaldokumente werden die zentralen Stationen der Unternehmensgeschichte vor Augen geführt. Über Eisenbahnanleihen finanzierte die Bank früh die staatliche und kommunale Infrastruktur und betrieb Investmentbanking. Als Partner der Wirtschaft war sie so gleichzeitig ein Motor für die Industrialisierung Bayerns. Nach dem Zweiten Weltkrieg erweiterte das Institut als Universalbank ihre Finanzdienstleistungen auch für Privatkunden und gab langfristige Hypothekarkredite aus. Das wachsende Konsumbedürfnis der Kunden wurde mit Raten und Kleinkrediten bedient. Als zweitgrößter Kreditgeber des deutschen Mittelstands und als paneuropäische Geschäftsbank begleitet die HypoVereinsbank heute Firmen- wie Privatkunden.
In seinem anschließenden Vortrag stellte Dr. Harald Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bayerischen Wirtschaftsarchiv (BWA), die neue Rubrik „Einblicke“ auf der Homepage des BWA vor. Hier präsentiert das BWA-Team in jeweils einminütigen Videoclips besondere Archivalien-Highlights. Den Anstoß zu dem Projekt gab die durch die Corona-Pandemie bedingte Einstellung der beliebten BWA-Magazinführungen. Um auf digitalem Weg weiterhin für die Öffentlichkeit sichtbar zu bleiben, erschien dieses Format als ideal. Die kurzen, schlaglichtartigen Präsentationen tragen zudem einem veränderten User-Interesse nach bewegten Bildern Rechnung. Denn im Internet präsentierte Texte wirken auf jüngere Generationen weniger anziehend. Praktische Unterstützung bekam das BWA durch eine medienerfahrene IHK-Kollegin, die für die technische Umsetzung und die einzelnen Schnitte sorgte. Dadurch war das Projekt ohne große Kosten zu realisieren. Dr. Müller präsentierte dem Arbeitskreis anschließend die Filmbeiträge von Dr. Eva Moser zum oberbayerischen Kohlebergbau, von Dr. Richard Winkler zur Kunsthandlung Bernheimer und von Dr. Harald Müller zu einem Gichtrezept aus dem Jahr 1832.
Die „Einblicke“ enthalten aber nicht nur Beiträge des BWA. Der bekannte Schauspieler Dieter Fischer („Die Rosenheim Cops“, „Der Kaiser von Schexing“), der im BWA die Geschichte der Freisinger Traktorenfabrik Schlüter erforscht, erklärte sich spontan zur Mitwirkung bereit. In mehreren Filmsequenzen berichtet er anhand ausgewählter Archivalien über die Historie des Unternehmens und der Traktorentechnik. Fischer kann dabei auf einen reichen privaten Erfahrungsschatz zurückgreifen: Sein Vater und weitere Familienmitglieder waren lange Zeit bei der Freisinger Firma beschäftigt. Er selbst besitzt 15 „antike“ Schlüter-Traktoren. Nach und nach wird das BWA die Filme auf seiner Homepage „wirtschaftsarchiv.bihk.de/einblicke.html“ einstellen.
Nach den beiden Vorträgen hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gelegenheit zur Diskussion. Dabei wurden auch Erfahrungen und praktische Lösungsansätze im Umgang mit den durch die Pandemie bedingten vielfältigen Einschränkungen in den Archiven erörtert. Beim anschließenden Mittagsimbiss bestand weiter Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Den Schlusspunkt der gelungenen Veranstaltung setzte eine Führung von Elke Pfnür durch den „historischen Flügel“ im HVB Tower.

 

 

Am 16. Juli 2019 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern zu seiner 18. Arbeitstagung beim Genossenschaftsverband Bayern e.V. in München. Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, konnte 33 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus bayerischen Unternehmensarchiven begrüßen. Sie dankte Dr. Silvia Lolli Gallowsky, Verbandsarchivarin und Geschäftsführerin des Historischen Vereins bayerischer Genossenschaften e.V., für die Einladung und die Ausrichtung der Tagung. 
Anton Kandler, Regionaldirektor Genossenschaftsverband Bayern e.V., gab zunächst einen kurzen Einblick in das Aufgabenfeld des Verbands. Er vertritt die Interessen von über 1.200 genossenschaftlichen Unternehmen im Freistaat. Als Regionalverband mit Hauptsitz in München prüft, berät und unterstützt er seine Mitglieder seit über 125 Jahren. Mit rund 500 Mitarbeitern gehört er zu den größeren Wirtschaftsprüfungsorganisationen in Deutschland. Der Verband bündelt darüber hinaus die Interessen der Mitglieder und verschafft ihnen Gehör in Politik, Medien sowie der Öffentlichkeit.
Andreas Wittner, Archivar des FC Bayern München, berichtete in seinem Vortrag über die Erinnerungsarbeit des FC Bayern zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Jüdische Mitglieder und Persönlichkeiten prägten die Vereinsgeschichte seit der Gründung, insbesondere der zweimalige Präsident Kurt Landauer und Richard Dombi, der Meister-Trainer von 1932.
Der FC Bayern nimmt den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus jedes Jahr zum Anlass für eine besondere Aktion. 2016 wurde dazu in Kooperation mit der Evangelischen Versöhnungskirche der KZ-Gedenkstätte Dachau dort die Wanderausstellung „verehrt – verfolgt – vergessen: Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern München“ gezeigt. Seitdem ist die Präsentation in ganz Deutschland auf Tour. Im Mittelpunkt der Wanderausstellung stehen gegenwärtig 108 Vereinsmitglieder, die aus religiösen oder politischen Gründen fliehen mussten oder deportiert wurden. Ihr Weg wird auf einer Weltkarte dargestellt. Die Biographien der Verfolgten wurden durch das Team der FC Bayern Erlebniswelt aufwändig recherchiert.
2019 machte die Ausstellung in Los Angeles Station. Dabei wurden besonders jene 21 Mitglieder in den Vordergrund gerückt, die in die USA emigrierten. Die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte des FC Bayern genoss bei einem Großteil der Fans schon früh einen hohen Stellenwert. Die Ultra-Gruppe „Schickeria München“ trägt seit 2006 jeden Sommer das „Kurt- Landauer-Turnier“ aus. Dieses Engagement fand 2014 bundesweite Anerkennung: Die „Schickeria“ wurde vom Deutschen Fußball-Bund mit dem Julius-Hirsch-Preis für ihr Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus ausgezeichnet. Der FC Bayern machte Landauer 2013 posthum zum Ehrenpräsidenten und widmete ihm auch eine besondere Ausstellung. Dies animierte Regisseur Hans Steinbichler 2014 zum Fernsehfilm „Landauer – Der Präsident“. Im Auftrag des Vereins arbeitet derzeit das Institut für Zeitgeschichte in München die Geschichte des Klubs im Nationalsozialismus auf. 
Dr. Richard Winkler, Stv. Leiter des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, gab in seinem Vortrag einen Einblick in besonderes archivisches Benutzerinteresse, nämlich die Provenienzforschung. Zwischen 1933 und 1945 wurden in erheblichem Umfang Kunstwerke von NS-Verfolgten entzogen. Die Opfer waren vor allem jüdische Kunstsammler. Sie waren gezwungen, zur Sicherung des Lebensunterhalts oder zur Finanzierung der Auswanderung Kunstwerke zu verkaufen. Die entzogenen Kunstwerke gelangten vielfach in den Kunsthandel oder in öffentliche und private Sammlungen. Eine Restitution an die ehemaligen Besitzer oder ihre Nachfahren fand nach Kriegsende nur in den wenigsten Fällen statt. Nach Ablauf der 30jährigen Verjährungsfrist galt das Thema als erledigt. Die deutsche Wiedervereinigung hat die Situation dann grundlegend geändert. Das 1990 erlassene Vermögensgesetz zur Rückerstattung von sozialisiertem Eigentum in der ehemaligen DDR wurde auch auf die Restitution verfolgungsbedingter Eigentumsverluste in der NS-Zeit ausgedehnt. 1998 schließlich unterzeichnete die Bundesrepublik zusammen mit 43 anderen Staaten die sogenannte „Washingtoner Erklärung“. Sie enthält die Verpflichtung, alle öffentlichen Museumsbestände systematisch nach verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern zu überprüfen und die Objekte an die rechtmäßigen Eigentümer bzw. ihre Erben zurückzugeben.
Wesentliche Grundlagenarbeit für die Umsetzung dieser Verpflichtung leistet die Provenienzforschung – eine historische Disziplin zur Rekonstruktion der Geschichte und Herkunft von Kunstwerken. Sie entwickelte sich mit Beginn der 2000er Jahre zu einem zentralen historischen Forschungsfeld. Eine der wichtigen Erkenntnisquellen für die Provenienzforschung bilden historische Archive von Kunsthandlungen und Antiquariaten. Denn vielfach tätigten Museen und Sammler in der NS-Zeit Erwerbungen über den Kunst- und Antiquariatshandel. Die Frage, woher ein Händler seine Ware bezog und ob der Vorbesitzer unter Verfolgungsdruck des Nazi-Regimes stand, lässt sich anhand der überlieferten Geschäftsunterlagen – sofern sie denn erhalten und zugänglich sind – meist schlüssig beantworten.
Zu den Schwergewichten des deutschen Kunsthandels zählte seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert die Münchner Kunsthandlung Julius Böhler, deren umfangreiches Archiv sich im Bayerischen Wirtschaftsarchiv befindet. Spezialisiert auf Skulpturen, Möbel, Kunsthandwerk und „Altmeistergemälde“ des 15. bis 18. Jahrhunderts unterhielt sie vielfältige Geschäftsbeziehungen zu Sammlern, darunter auch vielen jüdischen Kunstliebhabern, sowie zu zahlreichen öffentlichen Museen im In- und Ausland. Zwischen 1933 und 1945 hat Böhler etwa 3000 Kunstwerke angekauft und auch wieder verkauft. Dies dokumentieren die komplett erhaltenen Geschäftsbücher und die zum größten Teil überlieferten Firmenkorrespondenzen dieser Zeit. Die Kunsthandlung Böhler hat diese Unterlagen bereits 1995 dem Bayerischen Wirtschaftsarchiv übergeben. Dort wurden sie rasch erschlossen und sind seither uneingeschränkt für die historische Forschung zugänglich. Speziell im Rahmen der Provenienzforschung sind sie stark nachgefragt. Hunderte von Anfragen aus dem In- und Ausland wurden seither vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv beantwortet und mehrere Dutzend Besucher bei ihren teils mehrtägigen Recherchen vor Ort unterstützt. Im Zuge der Provenienzforschungen konnten einerseits zahlreiche in der NS-Zeit über die Kunsthandlung Böhler getätigte Erwerbungen als unverdächtig und somit als rechtmäßig eingestuft werden. Andererseits sind in den Papieren auch Fälle von Raubkunst zutage getreten.
Nach den beiden Vorträgen hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem Mittagsimbiss weiter Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Im Anschluss gab Silvia Lolli Gallowsky einen Einblick in das Netzwerk der bayerischen Genossenschaftsarchive und die dort geleistete Arbeit zur Bewahrung historischer wertvoller Unterlagen. Eine abschließende Präsentation von Bild- und Filmmaterial vermittelte einen eindrucksvollen Einblick in vier Jahrzehnte bayerischer Genossenschaftswerbung.

 

 

Am 23. Oktober 2018 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern zu seiner 17. Arbeitstagung bei der Microsoft Deutschland GmbH in München. Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, konnte 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus bayerischen Unternehmensarchiven begrüßen. Sie dankte Margarita Gotor Schäffer, Marketing Communication Manager Microsoft Deutschland, für die Einladung und die Ausrichtung der Tagung.
Margarita Gotor Schäffer hieß die Mitglieder des Arbeitskreises herzlich willkommen. Sie gab einen kurzen Überblick über Bedeutung und Stellenwert von Microsoft als Global Player, der in Deutschland an den Standorten Stuttgart, Berlin, Köln und München vertreten ist und hier 3500 Mitarbeiter beschäftigt, davon allein 1900 in der Münchner Zentrale. Das in der bayerischen Landeshauptstadt 2016 bezogene neue Verwaltungsgebäude gilt als einer der modernsten Bürobauten Deutschlands. Es bietet ideale Bedingungen für zeitgemäße Formen der Zusammenarbeit, den Einsatz neuester Technologien und die individuelle Entfaltung aller Mitarbeiter. Unter dem Stichwort „Arbeiten 4.0“ erlaubt der hier realisierte „Work-Life-Flow“ flexibles, teamübergreifendes Arbeiten an unterschiedlichen Orten (am Standort, zu Hause, unterwegs) und schafft fließende Übergänge zwischen Arbeit und privatem Alltag.
Das Thema der Arbeitskreis-Tagung lautete „Oral History – ‚erinnerte‘ Geschichte: Das Zeitzeugengespräch als Herausforderung für Archive“. Vielfach nutzen auch Unternehmensarchive die Erinnerung von Zeitzeugen als wichtige Basis für die Unternehmensgeschichte. Dabei gilt es allerdings eine Reihe von Kriterien zu beachten. Die größte Herausforderung liegt in der Subjektivität der Befragten, die eine besonders gründliche Quellenkritik nötig macht. Prof. Dr. Ludwig Eiber, der verschiedene Zeitzeugenprojekte verantwortlich begleitet hat, berichtete von seinen Erfahrungen im Umgang mit Oral History und gab eine Reihe von methodischen Hinweisen, die es hierbei zu beachten gilt. Dr. Christian Finger, Leiter des historischen Archivs der Wacker Chemie AG in Burghausen, gab einen Erfahrungsbericht über ein dort sehr erfolgreich realisiertes Buchprojekt. Es basiert auf den umfangreichen Lebenserinnerungen des langjährigen Leiters des Stammwerkes Burghausen, der von 1919 bis 1952 33 Jahre seines Berufslebens bei Wacker verbrachte und bis zu seinem Tod 1971 berufliche und persönliche Erlebnisse dieser Zeit ausführlich niederschrieb. Das fast 600 Seiten umfassende Manuskript wurde quellenkritisch aufbereitet und 2018 unter dem Titel „Gratwanderungen“ im Druck vorgelegt.
Im Anschluss an die Vorträge hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem Mittagsimbiss weiter Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Danach führten Margarita Gotor Schäffer und ihre Kolleginnen die Teilnehmer in Gruppen durch die Räumlichkeiten der Microsoft-Zentrale und erläuterten dabei anschaulich das umgesetzte „Work-Life-Flow“-Konzept.

 

 

Am 18. Juli 2017 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern zu seiner 16. Arbeitstagung beim Firmenhistorischen Archiv der Allianz in München. Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, konnte 33 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus bayerischen Unternehmensarchiven begrüßen. Vier „neue“ Kolleginnen und Kollegen nahmen erstmals an der Veranstaltung teil, darunter auch die Vertreter des neu installierten Unternehmensarchivs der Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. KG in Coburg. Dr. Moser verwies auf den Netzwerkgedanken, der hinter der jährlichen Zusammenkunft der bayerischen Unternehmensarchivare steht und der sich bereits über einen langen Zeitraum bewährt hat. Sie dankte Barbara Eggenkämper, Leiterin des firmenhistorischen Archivs der Allianz, für die Einladung und die Ausrichtung der Tagung.
Barbara Eggenkämper begrüßte die Teilnehmer und erinnerte daran, dass der Arbeitskreis nun bereits zum zweiten Mal (nach 2005) bei der Allianz in München zusammenkommt. Sie gab zunächst einen kurzen Überblick über Aufgaben, Leistungen und Ziele des firmenhistorischen Archivs der Allianz und leitete dann zum Thema „Geschichte der Mitbestimmung bei der Allianz“ über. Im Zuge der 125-Jahrfeier des Unternehmens 2015 kam durch eine Anregung des Konzernbetriebsrates der Gedanke auf, auch die Mitbestimmung im Unternehmen in den Mittelpunkt einer historischen Dokumentation zu stellen. Ausgehend vom Gedanken, dass unternehmerischer Erfolg nur dann garantiert ist, wenn Management und Mitarbeiter ausgewogen, effektiv, kritisch und vertrauensvoll miteinander kommunizieren, wurde die Initiative vom Vorstand unterstützt.
Das firmenhistorische Archiv übernahm die Federführung des Forschungsprojekts. Im Ergebnis entstand ein 116seitiges, quellengestütztes und ansprechend bebildertes Buch, das den schrittweisen Kulturwandel vom „Herr im Hause“-Standpunkt hin zum sozialen Dialog und kooperativen Miteinander im Unternehmen beschreibt. Die Publikation mit dem Haupt-Titel „Der gute Wille zur Zusammenarbeit“ wurde von zwei externen Fachhistorikern erarbeitet und erschien 2017 im Druck. Sie ist für alle Mitarbeiter kostenfrei bestellbar. Parallel dazu entstand ein ebenso ansprechender wie informativer Kurzfilm über die Funktion von Betriebsrat und Arbeitnehmer-Vertretung im Aufsichtsrat der Allianz in historischer Perspektive.
Petra Seeger-Kelbe, GCore Connect/Group News Allianz SE, stellte in ihrem Vortrag zunächst die in ihren Ursprüngen auf das Jahr 1919 zurückreichende Mitarbeiterzeitschrift der Allianz als Kommunikationsplattform zwischen Unternehmensleitung und Mitarbeitern vor und schilderte deren Entwicklung bis zur Gegenwart (Allianz Journal). Anschließend berichtete sie über die 2016 eingerichtete zentrale Intranetplattform „AllianzConnect“. Sie bietet einen konzernweiten und länderübergreifenden Informationspool, über den auch das Thema Mitbestimmung entsprechend kommuniziert wurde. Dort ist auch der Filmbeitrag abrufbar.
Im Anschluss an die Vorträge hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem Mittagsimbiss weiter Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Danach führten Gert Modert und Stefan Pretzlik kenntnisreich durch die vom firmenhistorischen Archiv konzipierte Dauerausstellung zur Geschichte der Allianz.

 

 

Am 19. Juli 2016 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern zu seiner 15. Arbeitstagung beim MAN Truck Forum in München. Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, konnte 47 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus bayerischen Unternehmensarchiven begrüßen. Zehn „neue“ Kolleginnen und Kollegen nahmen erstmals an der Veranstaltung teil. Dr. Moser erinnerte an die bereits 15-jährige Tradition des Arbeitskreises, dessen Arbeit sich bestens bewährt hat, was nicht zuletzt auch die ungebrochene Teilnehmerresonanz beweist. Sie dankte Henning Stibbe, dem Leiter des Historischen Archivs der Bus & Truck AG, für die Einladung.
Björn Loose, Head of Marketing bei der MAN Truck & Bus AG, zeigte sich erfreut über die starke Präsenz. Er gab einen Überblick über die weltweiten Aktivitäten des Konzerns, der zu den führenden internationalen Nutzfahrzeugherstellern zählt und 2015 mit rund 35.000 Beschäftigten sowie fast 75.000 verkauften Lastwagen und über 5.000 Bussen einen Umsatz von 9 Milliarden Euro erzielte.
Die Tagung stand unter dem Thema „Wirtschaft und Staat im Spannungsfeld - Herausforderungen für Archive“. Astrid Wolff, Leiterin des Firmenhistorischen Archivs der Giesecke & Devrient GmbH in München, berichtete über die Geschichte des 1852 in Leipzig gegründeten Unternehmens, das anfänglich als Kunstdruckerei arbeitete, aber schon bald Banknoten und Pässe für verschiedene deutsche Staaten sowie Wertpapiere für private Emittenten produzierte. Ab den 1960er Jahren stellte das Unternehmen auch Sicherheitspapiere, ab den 1970er Jahren Maschinen für die Banknotenbearbeitung und Chipkarten für Bankenanwendungen her. Außerdem war G&D maßgeblich an der Entwicklung von SIM- und ID-Karten beteiligt und verantwortet heute den Banknotendruck für über einhundert Staaten rund um den Globus. Das seit 1948 in München ansässige Unternehmen hatte sich dabei stets an den staatlichen Anforderungen und Richtlinien zu orientieren, setzte aber aufgrund seiner Innovationskraft selbst neue Qualitätsstandards, die von den staatlichen Auftraggebern übernommen wurden.
Mandy Weidner, Leiterin des Stadtarchivs Puchheim, berichtete über den Umgang mit der NS-Geschichte bei der Stadt Puchheim. Sie schilderte die aktuell im Landkreis Fürstenfeldbruck ausgelöste Debatte über Straßennamen, die an Personen mit Nazi-Vergangenheit oder anderen demokratie- und freiheitswidrigen Meinungen oder Handlungen erinnern. Als Beispiele für den offenen Umgang mit der NS-Geschichte stellte sie ihre Recherchen zur Amtszeit der beiden nationalsozialistischen Bürgermeister Puchheims vor, weiterhin ihre Forschungen zum Unternehmer Alois Harbeck, ab 1933 Inhaber der bedeutenden Puchheimer „Hausmull-Fabrik“, die bis 1949 für die gesamte Müllentsorgung der Großstadt München verantwortlich zeichnete. Nachweise für eine NS-Belastung (auch durch den Einsatz von Zwangsarbeitern) des 1964 zum Ehrenbürger ernannten und nach seinem Tod 1977 mit einer Straßenbenennung geehrten Unternehmers fanden sich bislang aber nicht. Anders verhält es sich mit einem lokal bedeutenden Maler, der der Stadt ein Gemälde mit einem idyllischen Puchheimer Wintermotiv vermachte, das in scharfem Kontrast zu seiner Wehrmachtsvergangenheit steht. Denn der Künstler war in der NS-Zeit als Kampfgruppenkommandeur mit der Gesamtführung des „Unternehmens Kalawrita“ betraut worden, der berüchtigten „Säuberungsaktion“ gegen griechische Partisanen auf dem Peloponnes. Ein unbefangener Blick auf das Puchheim-Bild ist seit der Aufdeckung dieser Zusammenhänge nicht mehr möglich.
Den Schlusspunkt des Vormittages setzte Katharina Köhn, Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung in München. Sie berichtete aus der Praxis über Möglichkeiten und Grenzen der Archivierung von Inhalten aus dem Internet und den sozialen Netzwerken – eine neue Herausforderung, auch für Unternehmensarchive. Über den Einsatz eines Webcrawlers wurde das World Wide Web nach Inhalten und Web-Seiten zurück bis zum Jahr 2000 hinsichtlich der Provenienz CSU und Hanns-Seidel Stiftung durchsucht und bislang 3000 Spiegelungen archiviert. Ziel ist auch, systematisch Facebook-Accounts von CSU-Politikern zu archivieren, wofür jedoch in jedem Fall vorab die Zustimmung der Account-Inhaber erforderlich ist.
Im Anschluss an die Vorträge hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem Mittagsimbiss ausgiebig Gelegenheit zu einem regen Gedankenaustausch. Danach bestand die Möglichkeit einer Werksführung durch die Produktionshallen der MAN Truck & Bus AG, wobei die Gäste „hautnah“ den kompletten Zusammenbau eines schweren LKWs – vom Fahrgestell bis zum fertigmontierten fahrbereiten Truck – am Produktionsband begleiten konnten. Alternativ dazu führte Henning Stibbe durch das MAN Truck Forum, in der eine Ausstellung über die Historie der MAN-Nutzfahrzeugsparte informierte.

 

 

Am 25. Juni 2015 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern zu seiner 14. Arbeitstagung im Museum der Münchner Bank. Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, begrüßte die 33 Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare aus dem Freistaat, die der Einladung gefolgt waren. Sie freute sich über das ungebrochene Interesse am Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern, der sich im 14. Jahr seines Bestehens noch immer reger Teilnahme erfreut. Sie dankte Gastgeberin Irina Hahn, Medienbeauftragte Münchner Bank Haus, für die Ausrichtung der Tagung in den Räumen des Münchner Bank Museums. Vorstandsvorsitzender Wilfried Gerling ließ es sich nicht nehmen, ebenfalls ein Grußwort an die Gäste zu richten. Er verwies auf die über 150jährige Tradition des genossenschaftlichen Geldinstituts und die Pflege des geschichtlichen Erbes, die sich vor allem in der Sorge um die historischen Dokumente und der Einrichtung des Münchner Bank Museums manifestiert.
Die Tagung beschäftigte sich mit dem Thema „Firmengebäude und Identität: Herausforderungen auch für Archive“. Notwendige bauliche Veränderungen an Unternehmensdomizilen stehen nicht selten im Spannungsfeld zwischen den Anforderungen moderner Arbeitsökonomie und der gewachsenen Tradition eines baulichen Ensembles. Am Beispiel zweier markanter Münchner Firmengebäude wurden die damit verbundenen Möglichkeiten und Probleme in drei Referaten vorgestellt und von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Arbeitskreises diskutiert.
Irina Hahn gab zunächst einen Überblick über die Geschichte der Münchner Bank eG. Das Bankinstitut ist die älteste bayerische Genossenschaftsbank. Mit 632 Mitarbeitern, 37 Standorten im Großraum München, fast 50.000 genossenschaftlichen Mitgliedern, 117.000 Kunden und einer Bilanzsumme von 3,3 Mrd. Euro ist sie zugleich eine der größten Universal-Genossenschaftsbanken Bayerns. Das 1862 ursprünglich unter dem Namen Münchener Darlehen-Verein als genossenschaftliche Selbsthilfeeinrichtung zur Annahme von Spareinlagen und Ausreichung von Darlehen von 22 Mitgliedern ins Leben gerufene Institut nannte sich seit 1865 Münchener Industrie-Bank. Ab 1899 residierte die Hauptverwaltung im neuen Stammsitz gegenüber der Frauenkirche. Nach der Fusion mit der seit 1881 bestehenden Oberbayerischen Volksbank 1964 firmierte das Institut als Volksbank München. Sie fusionierte 1990 mit der seit 1881 bestehenden Münchner Bank eG, deren Firmierung übernommen wurde. 2005 erfolgte die Fusion mit der Raiffeisenbank München, 2012 mit der Raiffeisenbank Oberschleißheim.
Das 1897 von der Bank erworbene Haus am Frauenplatz 2 wurde durch Luftangriffe 1944 stark beschädigt und 1955/57 wieder aufgebaut. Ab 2010 erfolgte ein umfassender Umbau und eine Neugestaltung des Komplexes zum Münchner Bank Haus unter Bewahrung der denkmalgeschützten Fassadenteile. Nach der feierlichen Wiedereröffnung im November 2013 beherbergt das Haus im 1. Untergeschoß einen öffentlichen Raum für Begegnungen mit der spannenden Welt des Geldes und der Finanzen. Mit anschaulich aufbereiteten Wandbildern und Filmen werden Einblicke in die Geschichte und Gegenwart der Münchner Bank sowie allgemein über das Geld-, Bank- und Genossenschaftswesen vermittelt. Dazu werden auch Führungen angeboten, die besonders bei Kindern und Jugendlichen sehr gefragt sind.
In den Rundgang ist im 2. Untergeschoss auch die Besichtigung eines Tresorraums eingebunden, der spannende Einblicke in den Sicherheitsbereich bietet. Im Kundenforum im Erdgeschoss hat die Genossenschaftsbank ein außergewöhnliches mediales Konzept umgesetzt. Kunden und Interessierte können an so genannten „interaktiven Tischen“ per Touch-Screen erste Informationen zu Produkten und Finanzthemen sammeln und zum Beispiel ihre eigenen Vermögensziele zusammenstellen. Ebenfalls im Kundenforum vermitteln kunstvolle und hochwertige Filmsequenzen auf großflächigen Medienwänden ein beeindruckendes Seherlebnis. Als Motive dienen hier unter anderem Münchner Panorama- und Landschaftsbilder sowie Dokumentaraufnahmen aus Betrieben von Mitgliedern der Münchner Bank. Das „Aktuelle Fenster“ informiert zusätzlich über aktuelle Nachrichten und Veranstaltungen.
Elke Pfnür und Felix Holderer, Corporate History UniCredit Bank AG - HypoVereinsbank, berichteten in ihrem Vortrag über die Geschichte des HVB-Tower, die derzeit laufende umfassende Sanierung des denkmalgeschützten Münchner Verwaltungsgebäudes der Bank sowie das in diesem Zusammenhang von Corporate History verantwortete „Projekt Raum 1981“. Bereits 1960 gab es erste Überlegungen, die auf zwölf Standorte verteilte Zentrale der damaligen Hypo-Bank an einem Ort zu konzentrieren. Nachdem das Architekturbüro Betz 1969 den Architektenwettbewerb für sich entschieden hatte, begannen die konkreten Planungen zum Bau des Hypo-Hauses am Arabellapark. Die Bauvorbereitungen starteten im September 1974 mit dem Erdaushub. Für die Flachbauten und die Säulen des Turms begannen die Baumaßnahmen im April 1975. Im November 1978 wurden die neuen Räume in den Flachbauten bezogen. Das Hochhaus am Arabellapark wurde 1981 fertiggestellt und am 16. November 1981 offiziell eröffnet. Die Baukosten überschritten mit 486 Millionen DM die zunächst veranschlagte Summe von 360 Millionen DM erheblich.
Zum Ensemble gehören auch noch zwei Flachbauten (Nord und Süd) sowie das später gebaute Hypo-Haus Ost. Die statischen Berechnungen waren aufgrund der ausgefallenen Architektur sehr aufwendig, zumal unter dem Gebäude auch die neue die U-Bahnlinie verlief. Der HVB-Tower mit 27 oberirdischen und vier unterirdischen Geschossen war mit 113 Metern bis 2004 das höchste Bauwerk in der bayerischen Landeshauptstadt. Als architektonische Besonderheit gelten fünf Hängegeschosse im Gebäude (fünftes bis neuntes Obergeschoss), die vom zentralen Tragrahmen abgehängt sind. 2013 begann die aufwändige Erneuerung des Baukomplexes. Wichtiger Bestandteil der energetischen Sanierung ist die Restaurierung der gesamten Fassade unter Einhaltung des äußeren, denkmalgeschützten Erscheinungsbildes. Zudem wird die Gebäudetechnik erneuert und der Gebäudebrandschutz an heutige Normen angepasst. Im HVB Tower wird zudem ein modernes Büroraumkonzept (Smart Working) eingeführt, das eine deutliche Flächeneinsparung erzielt. Das Gebäude wird künftig der Unternehmens- und Vorstandssitz der HypoVereinsbank sein.
Um das im Zuge der Sanierung künftig völlig veränderte – ursprünglich von dem bekannten Raumplaner Paolo Nestler mit naturähnlichen Farbtönen gestaltete – innere Erscheinungsbild ausschnittsweise zu konservieren, stattet Corporate History einen Büroraum komplett im damaligen Einrichtungsstil samt Büromöbeln und –geräten aus. Der „Raum 1981“ wird dann die „Spätgeborenen“ unter den HVB-Mitarbeitern an die einstige „Bürowelt“ des 1981 eröffneten Towers erinnern.
Nach einem Mittagsimbiss im Münchner Bank Museum, der weitere Gelegenheit zum fachlichen Austausch bot, führte Irina Hahn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Räumlichkeiten des neu gestalteten Hauses am Frauenplatz und erläuterte Details der architektonischen Neugestaltung. Ein besonderer Applaus für die Gastgeberin setzte den Schlusspunkt der Tagung.

 

 

Am 15. Juli 2014 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern zu seiner 13. Arbeitstagung bei der Siemens AG Healthcare in Erlangen. Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, konnte 37 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus bayerischen Unternehmensarchiven begrüßen. Acht „neue“ Kolleginnen und Kollegen nahmen erstmals an der Veranstaltung teil. Dr. Moser freute sich über das nach wie vor ungebrochene Interesse am Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern, der sich in den 13 Jahren seines Bestehens zu einem sehr gut funktionierenden Netzwerk innerhalb der bayerischen Archivlandschaft entwickelt hat. Ein großer Dank galt Doris-Maria Vittinghoff, der Leiterin des Siemens MedArchivs und des neuen Siemens MedMuseums, für die Gastfreundschaft im Hause Siemens.
Die Tagung stand unter dem Thema „Lebendige Geschichtsvermittlung – Chancen und Herausforderungen für Archive“. In ihrem Einstiegsvortrag stellte Doris-Maria Vittinghoff die Genese des Projekts Siemens MedMuseum vor, das mit der Eröffnung des Museums durch den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann im Mai 2014 einen erfolgreichen Abschluss fand. Das im historischen Maschinensaal der Fabrik von Reiniger, Gebbert und Schall eingerichtete Museum zeigt anhand einer Vielzahl von Exponaten die Entwicklung der Medizintechnik am Standort Erlangen. Ausgerüstet mit digitalen Lupen kann der Besucher auf einer Fläche von 400 Quadratmetern in die faszinierende Welt medizinischer Geräte vom Röntgenapparat bis zum Computertomographen eintauchen.
Manuel Schusser, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Siemens MedMuseum, stellte anschließend sein Dissertationsprojekt über „Kooperationen der Siemens-Medizintechnik“ bis zum Beginn der 1940er Jahre vor. Er erläuterte dies insbesondere am Beispiel zweier Kooperationen – der Zusammenarbeit mit der Klinik Berlin-Moabit ab 1927 sowie der Universitäts-Frauenklinik Erlangen ab 1921 im Bereich der Strahlentherapie. Siemens stellte den Einrichtungen Prototypen der Röntgengeräte zur Verfügung, die Mediziner erprobten sie. Erst dieser Austausch zwischen Ärzten und Technikern ermöglichte die Entwicklung erfolgreicher Röntgendiagnostik und –therapie.
Zum Thema erfahrbare und lebendige Geschichtsvermittlung referierte abschließend Dr. Hans-Diether Dörfler, Leiter der Abteilung History Marketing der Kommunikationsagentur Birke und Partner. Er stellte „live“ den extra zu diesem Zweck vor dem Siemens MedMuseum aufgestellten „goldenen Baucontainer“ vor - ein ebenso originelles wie authentisches Objekt, das von Birke und Partner zum 125jährigen Jubiläum eines Erlanger Bauunternehmens als „kommunikativer Nukleus“ konzipiert wurde. Der begehbare und optisch ansprechend gestaltete Baucontainer beherbergt im Inneren eine Ausstellung zu zentralen Aspekten der Firmengeschichte mit interaktiven Elementen. Der mobile Container war während des Jubiläumsjahres bei über 20 lokalen Events im Stadtgebiet im Einsatz und entfaltete eine außergewöhnliche Medienwirkung. Die Tagungsteilnehmer konnten diesen Eindruck durchwegs bestätigen.
Nach dem Mittagessen, das weitere Gelegenheit zum fachlichen Austausch bot, führten Doris-Maria Vittinghoff und Manuel Schusser durch das neue Siemens MedMuseum. Eine anschließende Führung durch das Siemens MedArchiv setzte den Schlusspunkt der Tagung.

 

 

Am 10. Juli 2013 tagte der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern beim Siemens Historical Institute (SHI) in München. Dr. Christoph Wegener, Leiter SHI, begrüßte die 37 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Er gab einen Einblick in die Tätigkeit des seit 2011 bestehenden SHI, das sich in die Bereiche Archiv, Museum und History Marketing gliedert. Das bereits 1907 gegründete Siemens-Archiv umfasst rund 4.000 Fachbodenmeter an historischem Schriftgut, 12.000 Bibliotheksbände, 6.000 Filme und 800.000 Fotos. Das Museumsdepot beherbergt etwa 17.000 Exponate. Zum History Marketing zählen neben Ausstellungsaktivitäten eine Vielzahl von internen und externen Projekten, in denen die Unternehmensgeschichte als Marketingressource eingesetzt wird.
Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, begrüßte die Anwesenden, darunter einige „neue Gesichter“ aus bayerischen Unternehmensarchiven. Das große Interesse an der Veranstaltung bewertete sie als schlagenden Beweis für die Bedeutung des Netzwerkes „Wirtschaftsarchive Bayern“. Ihr Dank galt Herrn Wegener und dem gesamten Team des HSI für die Gastfreundschaft im Hause Siemens.
Judith Mathes, Leiterin der Stabsstelle Qualitätsmanagement bei der IHK für München und Oberbayern, referierte anschließend zum Thema „Qualitätsmanagement als Organisationsentwicklung“. Qualitätsmanagement (QM) als Teilbereich des funktionalen Managements hat das Ziel, die Effektivität und Effizienz von Geschäftsprozessen zu erhöhen. Dazu zählen die Optimierung von Kommunikationsstrukturen, die Steigerung der Kundenzufriedenheit einschließlich der Motivation der Mitarbeiter sowie die Standardisierung bestimmter Handlungs- und Arbeitsprozesse. Insbesondere bei der Gestaltung von Arbeitsabläufen soll das QM sicherstellen, dass Qualitätsbelange den zugewiesenen Platz einnehmen. Im Rahmen der Einführung eines Qualitätsmanagementsystems (QMS) bei der IHK für München und Oberbayern 2008 wurde auch für das Bayerische Wirtschaftsarchiv (BWA) als Gemeinschaftseinrichtung aller bayerischer IHKs ein umfassendes QMS aufgebaut und in einem Handbuch dokumentiert. Damit gehört das BWA zu den ersten nach DIN EN ISO Norm 9001:2008 zertifizierten Archiven in der Bundesrepublik. Um den Qualitätsstandart auch weiterhin zu garantieren, unterzieht sich das BWA jährlichen Überwachungsaudits. Ein QM im Unternehmensarchiv – so das Fazit von Judith Mathes – kann die Akzeptanz der Einrichtung intern wie extern wesentlich erhöhen.
Henning Stibbe, Leiter Historisches Archiv bei MAN Truck & Bus München, berichtete in seinem anschließenden – dedektivisch spannenden – Vortrag über ein Problemfeld, mit dem sich viele Unternehmensarchivare konfrontiert sehen, nämlich der Datierung von undatierten Fotos und Drucksachen (v.a. Werbeprospekte und Kataloge). Auch im MAN-Archiv gibt es eine Vielzahl von solchen undatierten Dokumenten. Stibbe und seinen Mitarbeitern gelang es in einem zwar zeitaufwendigen, letztlich jedoch ungemein fruchtbaren Prozess über die Entschlüsselung eines von der Verwaltung ursprünglich zur Ablage der Dokumente verwendeten internen Nummerncodes eine exakte Datierung vorzunehmen.
Nach dem Mittagessen besichtigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter der sachkundigen Führung von Hermann Moufang das Exponate-Depot der Siemens AG. Es beherbergt Produkte aus allen Unternehmenssparten – von Haushaltsgeräten über Elektromotoren und Generatoren bis hin zum Mobiltelefon.

 

 

Am 12. Juli 2012 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern zu seiner 11. Arbeitstagung bei Audi Tradition in Ingolstadt. Thomas Frank, Leiter Audi Tradition, begrüßte 32 Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare aus dem Freistaat, die der Einladung gefolgt waren. Er stellte kurz Funktion und Aufgabenspektrum der Einrichtung vor, die sich die Pflege der über hundertjährigen Firmengeschichte von Audi und der Audi-Vorgängermarken zum Ziel gesetzt hat. Elementarer Bestandteil ist die Sammlung historischer Fahrzeuge und das Unternehmensarchiv der Audi AG, das die firmenhistorische Überlieferung von Audi, DKW, Horch, Wanderer und NSU bewahrt.
Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, begrüßte die Teilnehmer, unter denen sie auch zwei neue Gesichter entdeckte. Sie freute sich über das rege Interesse am Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern, der sich in den 11 Jahren seines Bestehens zu einem bestens funktionierenden Netzwerk innerhalb der bayerischen Archivlandschaft entwickelt hat. Sie dankte Thomas Frank für die Gastfreundschaft im Hause Audi. Ihr Dank galt ebenso Dr. Martin Kukowski, Leiter Unternehmensarchiv der Audi AG, und seinem Kollegen Lothar Franz, dessen langjähriges erfolgreiches Wirken im historischen Archiv des Ingolstädter Unternehmens nun mit dem Erreichen des Rentenalters zu Ende geht. Der als „Urgestein“ des Audi-Archivs geltende Kollege Franz wurde mit einem Geschenk in Form eines ebenso edlen wie hochprozentigen Tropfens bedacht, der als „Franz-Branntwein“ in die Annalen des Arbeitskreises eingeht.
Dr. Klaus Oppermann, Leiter Gewerblicher Rechtsschutz, Marken-, Urheber- und Patentrecht der Volkswagen AG Wolfsburg, referierte in seinem anschließenden Vortrag über „Urheberrecht in der Digitalen Welt – Auswirkungen auf die archivische Praxis“. Dr. Oppermann gab eine Einführung in das Urheberrecht und benannte dazu die wichtigsten Bestimmungen zu Träger, Ablauf und Inhalt. Er erläuterte den Werkbegriff als zentrale Kategorie und verwies auf die Pflicht des Archivars, auch bei verwaisten Werken eine Recherche nach dem Urheber anzustellen und die Recherche beweistauglich zu dokumentieren. Weitere Themen waren die Rechtsnachfolge im Urheberrecht sowie die Nutzungs- und Verwertungsrechte, namentlich Vervielfältigung, Verbreitung, Ausstellung und öffentliche Zugänglichmachung eines Werkes oder Lichtbildwerkes. In der sich anschließenden Diskussion wurden von den Teilnehmern konkrete Fälle im Hinblick auf Nutzungs- und Verwertungsrechte in der archivischen Praxis angesprochen und problematisiert.
Nach einem Mittagsimbiss, der weitere Gelegenheit zum fachlichen Austausch bot, führte Lothar Franz durch das Depot mit über 150 historischen Fahrzeugen der Audi AG und ihrer Vorgängermarken und erläuterte – gewohnt fachkundig und geistreich – die Besonderheiten einzelner Modelle. Eine von Archivleiter Dr. Martin Kukowski geleitete Führung durch das Historische Archiv der Audi AG setzte den Schlusspunkt der Tagung.

 

 

Am 4. Juli 2011 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern zu seiner 10. Arbeitstagung beim Bayerischen Rundfunk in München. Heinz-Jochem Hirschbrunn, Leiter der Hauptabteilung Allgemeine Dienste des Bayerischen Rundfunks, begrüßte 35 Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare aus dem Freistaat, die der Einladung gefolgt waren. Er verwies auf die zentrale Rolle des Historischen Archivs des Bayerischen Rundfunks. Es sammelt, sichert, ordnet und erschließt Schriftgut, Plakate und Objekte zur Entwicklung des Senders von den Anfängen 1922 bis zur Gegenwart. Es stellt schriftliches Quellenmaterial für die Rundfunkforschung und publizistische Zwecke zur Verfügung und erfüllt damit den Kultur- und Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Das Archiv betreibt Marketing mit der über 80-jährigen Geschichte und Tradition des Bayerischen Rundfunks und bildet somit auch einen wichtigen Teil der internen und externen Unternehmenskommunikation. Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, dankte Herrn Hirschbrunn sowie Bettina Hasselbring, Leiterin des Historischen Archivs des Bayerischen Rundfunks, für die gewährte Gastfreundschaft.
Bettina Hasselbring skizzierte in ihrer Einführung die Frühgeschichte des Bayerischen Rundfunks. Am 12. September 1922 wurde in der bayerischen Landeshauptstadt unter maßgeblicher Beteiligung des Münchner Spirituosenfabrikanten Robert Riemerschmid die „Deutsche Stunde in Bayern Gesellschaft für drahtlose Belehrung und Unterhaltung mbH“ gegründet, die am 30. März 1924 mit der Ausstrahlung ihrer ersten Sendung das Rundfunkzeitalter in Bayern einläutete. 1930 wurde die „Deutsche Stunde“ in „Bayerische Rundfunk GmbH“ umbenannt, ab 1934 gehörte der Betrieb als „Reichssender München“ zum späteren „Großdeutschen Rundfunk“. Im Mai 1945 gründete die amerikanische Besatzungsmacht den Sender „Radio München“, der im Januar 1949 als „Bayerischer Rundfunk“ in Form einer Anstalt des öffentlichen Rechts in deutsche Hände überging. Der Sendestart des Fernsehens in Bayern erfolgte 1954 im Rahmen des ARD-Gemeinschaftsprogramms.
Anschließend gaben Sabine Rittner und Nicole Sachmann vom Historischen Archiv einen kurzen Überblick über die ersten Schritte zum Aufbau eines digitalen historischen Archivs, das zunächst vor allem elektronische Publikationen, Sende- und Programmunterlagen umfassen soll.
Unter dem Titel „Alltäglich und doch nicht selbstverständlich. Konservatorische Grundregeln im Archiv“ referierte Dr. Maria Rita Sagstetter, Leiterin des Staatsarchivs Amberg, über die wichtigsten Aspekte bei der Lagerung, Verpackung und Benützung (einschließlich Ausheben und Reponieren) von Archivgut. Die Beachtung dieser Regeln stellt die wirkungsvollste und wirtschaftlichste Maßnahme zur Erhaltung von Archivgut dar. Ihre Beachtung erfordert oft nur eine kleine Mühe, die aber mit großer Wirkung zur Schadensvermeidung oder zumindest Schadensbegrenzung beitragen kann. Dr. Sagstetter stellte die einschlägige Norm DIN ISO 11799 vor, welche die Anforderungen an die Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut beschreibt, außerdem benannte sie Veröffentlichungen und Handreichungen zu den Aspekten Schimmelprophylaxe, Verpackung und Benützung. Anhand von Schadensbildern aus der Praxis verdeutlichte sie anschaulich falsches und richtiges Verhalten im Umgang mit den Archivalien. Eine Zusammenstellung von Internetadressen und einschlägigen Literaturangaben zu den vorgestellten konservatorischen Grundregeln kann unter www.gda.bayern.de/veranstaltungen/archivtag_2011 abgerufen werden.
Ein zentraler Punkt bei der Bestandserhaltung ist das Raumklima. Eine Temperatur von 16–20 Grad Celsius und eine relative Luftfeuchte von 45–55 Prozent sind anzustreben, um keine dauerhafte Schädigung des Schriftgutes hervorzurufen. Die Lüftung eines Archivraumes ist nur sinnvoll, wenn die absolute Luftfeuchte, die mit einem Feuchtemessgerät problemlos zu ermitteln ist, außerhalb des Magazins geringer ist als innerhalb. Anderenfalls wird eine Zunahme der Luftfeuchtigkeit im Raum erzeugt. Ab einer relativen Luftfeuchte von über 60 Prozent bzw. einem absoluten Wassergehalt des Archivguts von mehr als 12 Prozent wird die Schimmelbildung begünstigt.
Nach einem Mittagsimbiss auf Einladung des Bayerischen Rundfunks hatten die Teilnehmer Gelegenheit zu einer Führung durch die Hörfunkarchive des Bayerischen Rundfunks, die von der Leiterin Mary Ellen Kitchens und ihrem Team durchgeführt wurde. Erläutert wurden dabei auch die gegenwärtig laufenden Projekte zur Digitalisierung von Tonbändern, Schallplatten und anderen analogen Audiomedien. Wie immer bot die Tagung ausreichend Gelegenheit für kollegiale Gespräche und intensiven Erfahrungsaustausch.

 

 

Am 1. Juni 2010 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern zu seiner 9. Arbeitstagung bei der Giesecke & Devrient GmbH in München. Das Thema der Tagung lautete „Notfallvorsorge im Archiv“. Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, begrüßte 32 Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare aus dem Freistaat und dem angrenzenden Tirol, die der Einladung gefolgt waren. Sie verwies auf die nach wie vor breite Akzeptanz des Arbeitskreises und stellte kurz die neu hinzugestoßenen Kolleginnen und Kollegen vor. Sie dankte Mark Stelzer, Leiter Kundenbeziehungsmanagement der Giesecke & Devrient GmbH (G&D), für die gewährte Gastfreundschaft zur Ausrichtung der Arbeitstagung.
Mark Stelzer stellte kurz die Geschichte des Hauses vor. Das Unternehmen wurde 1852 von Hermann Giesecke (1831–1900) und Alphons Devrient (1821–1878) in Leipzig als „Typographisches Kunst-Institut Giesecke & Devrient” gegründet. Es war zunächst auf den Banknotendruck sowie die Lieferung der entsprechenden Sicherheitspapiere und der Maschinen zur Banknotenbearbeitung spezialisiert. 1948 erfolgte der Neuaufbau in München, während die in Leipzig vorhandenen Anlagen verstaatlicht und als VEB Deutsche Wertpapierdruckerei weiter betrieben wurden. Seit 1958 lieferte G&D die Hälfte der Banknoten für die Deutsche Bundesbank und war 1968 an der Entwicklung des Eurocheques und der Eurochequekarte beteiligt. Ab 1999 druckte G&D für die europäische Zentralbank Banknoten für die neue europäische Währung Euro auf der Grundlage modernster Sicherheitsstandards. Ausgehend vom Banknotendruck entwickelte sich die Firma zu einem international führenden Spezialisten für weitere Sicherheitstechnologien, insbesondere in den Bereichen Chipkarten, elektronischer Zahlungsverkehr, Personenidentifizierung und Internetsicherheit. 2009 erwirtschaftete der Konzern mit knapp 10.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 10 Milliarden Euro. Seit einigen Jahren unterhält G&D in München ein eigenes Unternehmensarchiv. Die ältere Schriftgutüberlieferung bis 1948 befindet sich im Staatsarchiv Leipzig.
Unter dem Referatstitel „Was wäre wenn? Notfallvorsorge im Archiv“ berichtete Dr. Christian Finger, Director Information Management, Chemical Services, Wacker Chemie AG, Burghausen, über notwendige Maßnahmen eines funktionierenden Notfallschutzes im Archiv. Dr. Finger erinnerte eingangs an die Brandkatastrophe der Anna Amalia Bibliothek in Weimar 2004, die zu einem Totalverlust von 50.000 und einer Beschädigung von 62.000 Bänden führte. Dieses Unglück sollte jedes Archiv zu entsprechender Notfallvorsorge animieren. Ziel muss es sein, durch vorausschauende Planung und Maßnahmenkoordinierung die Havariegefahr zu minimieren und im Katastrophenfall den Schutz von Personen und Archivgut möglichst zu gewährleisten. Eine Bedrohung des Schriftgutes erfolgt in erster Linie durch Feuer- und Wasserschäden (verursacht durch Wasserrohrbruch oder Löschwasser) und in deren Folge durch Schimmelbefall. Notwendige Vorbeugemaßnahmen sind:

 

  • Installation von Brand- und Rauchmeldern in den Archivräumen
  • Wasserrohre verlegen oder wasserdicht einkoffern
  • Begehung der Räumlichkeiten mit der Feuerwehr
  • Alarmtafel erstellen und aushängen
  • Notrufnummer an allen Telefonen anbringen
  • Gefahrenabwehrplan erstellen
  • Ersthelfer schulen
  • Feuerlöschkurse für alle Mitarbeiter besuchen
  • Archivgut für den Rettungsfall priorisieren (Reihenfolge der Bergung)
  • Kühlhausauslagerung für durchnässtes Schriftgut für den Katastrophenfall sicherstellen
  • Plastiktütenvorrat zur Verpackung nassen Schriftguts anlegen
  • Regelmäßige Notfallübungen durchführen

Für den reibungslosen Ablauf der Rettungsmaßnahmen im Ernstfall ist in Abstimmung mit der Feuerwehr ein detaillierter Gefahrenabwehrplan (GAP) zu erstellen. Dieser Katalog sollte zum einen alle wichtigen Dokumente und Vorschriften zur Notfallabwehr und zum anderen nützliche Hinweise für die Feuerwehr im Katastrophenfall enthalten:

  • Zuständigkeit bzw. Verantwortlichkeit der Mitarbeiter
  • Rufnummern
  • Standortplan für Meldeeinrichtungen und Sicherheitsausrüstung (Erste-Hilfe-Kasten, Feuerlöscher usw.)
  • Flucht- und Rettungswegeplan mit Sammelplatz
  • Entwässerungs-, Leitungs- und Gebäudeplan
  • Brandschutzordnung
  • Anfahrtskizze für die Feuerwehr
  • Verständigung mit der Feuerwehr über zu verwendende Löschmittel (Pulver, CO², Wasser)

Der GAP muss sowohl im Archiv, als auch bei der Feuerwehr in ständig aktualisierter Form vorliegen.
Ist der Notfall tatsächlich eingetreten, sind der Reihe nach folgende Maßnahmen zu ergreifen.
Primärmaßnahmen:

  • Überblick verschaffen
  • Notrufnummer wählen und Feuermelder betätigen
  • Melden (wo, was, wann)
  • Mitarbeiter warnen, Personen in Sicherheit bringen (aber ohne Gefahr für das eigene Leben)
  • Keine Aufzüge benutzen
  • Fluchtwege einhalten, Sammelplatz aufsuchen
  • Feuerwehr einweisen

Sekundärmaßnahmen:

  • An sicherem Ort erste Hilfe leisten
  • Ungefährliche Notfallmaßnahmen selbst durchführen (z.B. Fenster schließen, Feuerlöscher betätigen, Ventile schließen etc.)

Tertiärmaßnahmen:

  • Geschädigtes Archivgut vorsortieren (verloren, restaurierbar angebrannt, restaurierbar nass)
  • Nasses Schriftgut schnellstmöglich in kleine Gebinde verpacken
  • Abtransport ins Gefrierhaus bewerkstelligen
  • Gefriertrocknung vorbereiten
  • Restaurierung organisieren

Abschließend nannte Dr. Finger einige Internetadressen mit weiterführenden Merkblättern und Erfahrungsberichten zur Notfallvorsorge.
www.schempp.de/bestandserhaltung/wassertxt.htm
www.uni-muenster.de/Forum-Bestandserhaltung/notfall/wasser.html
www.akmb.de/web/pdf/notfall.pdf

Dr. Daniel Burger vom Staatsarchiv Nürnberg referierte anschließend über zwei schwere Brandkatastrophen mit großen Archivalienverlusten im Bereich der staatlichen Archivverwaltung Bayerns. So gingen in Schloss Wässerndorf bei Seinsheim ausgelagerte wertvolle Altbestände des Staatsarchivs Würzburg am 5. April 1945 durch Brandstiftung eines amerikanischen Soldaten vollständig in Flammen auf. Die bislang größte Brandkatastrophe eines bayerischen Archivs in der Nachkriegszeit traf am 21. Oktober 1961 das auf der Burg Trausnitz untergebrachte Staatsarchiv Landshut. Ursache war ein in einem Wassereimer vergessener Tauchsieder der Archiv-Putzfrau, der einen Schwelbrand im Holzboden verursachte, der erst 37 Stunden nach der Entdeckung vollständig gelöscht werden konnte. Die Bestandsaufnahme ergab einen Totalverlust von etwa 4000 Bänden (vor allem Briefprotokolle und Akten des Hochstifts Passau). Weitere 4000 beschädigte Bände und Akten bedurften der Restaurierung, die zum Teil noch heute anhält.
Nach einem Mittagsimbiss auf Einladung der Giesecke & Devrient GmbH stand eine fachkundige Führung von Mark Stelzer durch die im Banknotenmuseum von G&D gezeigte Ausstellung „Echt oder falsch? Falsches Geld aus allen Kontinenten“ auf dem Programm. Besonders beeindruckte dabei ein von einem Münchner „Blüten-Künstler“ handgezeichneter und in Umlauf gebrachter Tausendmarkschein, der nur vom Fachmann als Fälschung zu identifizieren war. Wie immer bot die Tagung ausreichend Gelegenheit für kollegiale Gespräche und intensiven Erfahrungsaustausch.

 

 

Am 30. Juni 2009 traf sich der Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern zu seiner 8. Arbeitstagung. Gastgeber war diesmal die IHK für München und Oberbayern. Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, begrüßte 25 Wirtschaftsarchivarinnen und –archivare in der IHK-Akademie an der Orleansstraße, an der auch das Bayerische Wirtschaftsarchiv als Gemeinschaftseinrichtung der bayerischen Industrie- und Handelskammern angesiedelt ist. Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, dankte Herrn Driessen für die gewährte Gastfreundschaft und verwies auf das nach wie vor rege Interesse an den jährlichen Arbeitstagungen, das sich durch die steigende Teilnehmerzahl dokumentiert.
Die Tagung befasste sich mit dem Thema „Firmenjubiläum und Firmengeschichte“ – ein Ereignis, das Unternehmensarchive in regelmäßigen Abständen tangiert und stets von neuem fordert. Für viele Unternehmen bietet ein Firmenjubiläum die Gelegenheit, ihre Geschichte zu erforschen und zu präsentieren. Dies erfolgt meist nicht in klassisch-wissenschaftlicher, sondern in populärer Form, die auf eine breite Rezeption angelegt ist.
Das Referat des Tages übernahm Dr. Dirk Reder, Gründer und Gesellschafter des Geschichtsbüros Reder, Roeseling & Prüfer. Das Kölner Unternehmen recherchiert, schreibt, gestaltet und produziert seit 1999 für „jubilierende“ Unternehmen populärwissenschaftliche Firmengeschichten in Buchform und ist einer der führenden Anbieter in diesem Bereich im deutschsprachigen Raum. Dr. Reder berichtete aus seiner langjährigen Erfahrung von den Tücken und Fallstricken einer solchen Firmengeschichte und davon, wie sie vermieden werden können.
Populär geschriebene Firmengeschichten sind eine eigenständige Gattung mit eigenen Qualitätskriterien. Als solche benannte Dr. Reder:

 

  • Inhaltliche und sprachliche Verständlichkeit
  • Nutzbarkeit für die Unternehmenskommunikation durch Anbindungsfähigkeit an deren Botschaften
  • Einhaltung des Budgets und der Termine
  • Hochwertige Gestaltung
  • Wissenschaftliche Korrektheit, Richtigkeit und Wahrhaftigkeit
  • Sinnvolle Einbindung der Unternehmensgeschichte in den historischen Kontext
  • Unterhaltungswert und ansprechendes Bildprogramm
  • Positives Feedback der Zielgruppen (Mitarbeiter, Kunden, Öffentlichkeit)


Werden diese Kriterien nicht oder nur ungenügend beachtet, ist ein Scheitern des Projekts „Firmengeschichte“ vorprogrammiert. Dr. Reder ging im Folgenden näher auf die seiner Erfahrung nach sieben häufigsten Ursachen für ein solches Misslingen ein.

Das Konzept der Unternehmensgeschichte korreliert nicht mit den angepeilten Zielen und Zielgruppen: Zielgruppen und die zu vermittelnden Botschaften der Firmenfestschrift müssen klar definiert werden. Davon ist auch abhängig, welches Medium für die Präsentation einer Firmengeschichte gewählt wird. Will das Unternehmen seine Geschichte vorrangig Messebesuchern vermitteln, so macht hier ein Buch wenig Sinn, weil es im Rahmen eines Messestandes kaum eingesetzt werden kann. Ist die Zielgruppe „papierfern“, weil sie selbst Handbücher am liebsten nur noch am Bildschirm liest, ist eine Multimedia-DVD oder eine Internetpräsentation sicher besser angezeigt als ein Buch. Botschaften und Werte wie „Qualität“, „Beständigkeit“, „Hochwertigkeit“, „Nachhaltigkeit“ oder „Traditionsbewusstsein“ passen dagegen ideal zum Medium Buch und werden von ihm am besten repräsentiert. Viele Firmen wählen daher eine Kombination aus unterschiedlichen Medien, um bei unterschiedlichen Anlässen stets das passende bei der Hand zu haben. Ein Buch mit gründlicher Aufarbeitung und durchdachter Darstellung der Firmengeschichte kann dann als Basis dienen, von der andere Formen der medialen Präsentation abgeleitet werden können.

Die falsche Auswahl des Dienstleisters/Verfassers: Die Wahl des Dienstleisters/Verfassers impliziert eine weitreichende Vorentscheidung über den Charakter der Firmenfestschrift. Eine Marketingagentur liefert ein anderes Produkt als ein Journalist, ein freischaffender Historiker ein anderes als ein etablierter Universitätsprofessor. Die „Chemie“ zwischen dem Auftraggeber und dem Dienstleister sollte von Anfang an stimmen, es sollte Klarheit herrschen über das „wording“, das Sprachniveau, die richtige Ansprache der Zielgruppen und die Verpackung der Botschaften.

Die Vernachlässigung der Quellenlage: Auch eine populärwissenschaftliche Firmenfestschrift sollte aus einer möglichst fundierten Quellenbasis schöpfen. Bei Unternehmen, die ein eigenes Archiv besitzen, ist dies eine Selbstverständlichkeit. Viele mittelständische Unternehmen besitzen jedoch oft kaum mehr eigenes Archivmaterial. Als Ersatz sollten in jedem Fall gründliche Interviews mit Zeitzeugen (Mitarbeitern, Pensionären, Eigentümern, Geschäftsführern usw.) geführt und schriftlich dokumentiert werden. In den öffentlichen Archiven finden sich nicht selten Quellen zur Unternehmensgeschichte, die es zu recherchieren gilt. Auch Branchenfachzeitschriften enthalten nicht selten Unternehmensberichte und Werbeanzeigen. Historische Informationen bieten oft auch die Archive der Hausbanken oder von Kunden und Geschäftspartnern. In jedem Fall sollte auch die Fachliteratur zur Branche ausgewertet werden, um deren Entwicklung rekonstruieren und die Stellung des Unternehmens verorten zu können. Auch wenn sich aus diesen Überlieferungen für weiter zurückliegende Perioden oft keine dichte Firmengeschichte schreiben lässt, so reicht das Material doch meist aus, um zumindest die Grundzüge der Entwicklung deutlich werden zu lassen. Sollten dennoch Lücken bestehen, empfahl Dr. Reder, sie offen einzugestehen, da sie einer populärwissenschaftlichen Darstellung keinen Abbruch tun, aber auch um den Eindruck zu vermeiden, bestimmte Kapitel der Unternehmensgeschichte würden bewusst übergangen.

Das Fehlen eines in sich stimmigen Konzepts: Ohne ein tragendes Konzept sind unangenehme Überraschungen und Missverständnisse zwischen Auftraggeber und Dienstleister/Verfasser vorprogrammiert. Letzterer sollte ein ausgefeiltes und durchdachtes Konzept vorlegen, das Auskunft gibt über die Grundstruktur des Buches (chronologisch durchlaufende Geschichte oder themenorientierter Ablauf), über Sprachniveau, Botschaften und Zielgruppen; es sollte Kapitelinhalte, Themen, den „roten Faden“ und die genutzten Quellen benennen.

Die Ausblendung von „Stolpersteinen“ der Firmengeschichte: Keine Firmengeschichte ist frei von bedrohlichen Krisen, unternehmerischen Fehlentscheidungen und innerbetrieblichen Auseinandersetzungen. Diesen Ereignissen sollte nicht mit Verschweigen, sondern mit Offenheit begegnet werden. Dr. Reder wies darauf hin, dass solche Phänomene das „Salz in der Suppe“ sind und dass eine Firmengeschichte als reine, glatte Erfolgsgeschichte nicht nur elend langweilig, sondern auch unglaubwürdig daherkommt und damit ein wichtiges Anliegen der Firmenfestschrift selbst, nämlich die Herstellung von Vertrauen und Glaubwürdigkeit, auf diese Weise verspielt wird. Dies gilt insbesondere auch für die NS-Zeit mit ihren unerfreulichen Begleiterscheinungen wie Zwangsarbeit, Enteignung, Arisierung, Rüstungsproduktion sowie Parteimitgliedschaft oder NS-Funktionen der leitenden Persönlichkeiten. Auch hier empfahl Dr. Reder, diese „dunklen Seiten“ in angemessener Breite zu behandeln und dabei die Chance zu nutzen, die Interpretationshoheit zu behalten und die eigene Sichtweise der Dinge abgewogen, sachlich und überzeugend zu schildern.

Keine klares Prozedere bei der Textkorrektur: Ohne einen festen Ablaufplan bei der Textkorrektur sind Konflikte und Zeitverluste vorprogrammiert. Es muss festgelegt werden, wer zu welchem Zeitpunkt welche Texte liest, wer Änderungswünsche in der Textfassung zusammenbringt und dann freigibt. Auch Übersetzungen für Ausgaben in anderen Sprachen müssen gegebenenfalls auf das korrekte firmeninterne „wording“ und die korrekten Fachbegriffe geprüft werden.

Zu kurzfristige Zeitplanung: Ein nicht pünktlich fertiggestelltes Buch ist ein – zumindest teilweise – gescheitertes Projekt. Um dies zu vermeiden, sollte nach den Erfahrungen Dr. Reders eine Vorlaufzeit von mindestens einem Jahr einkalkuliert werden.

In der anschließenden Diskussion schilderten einige Teilnehmer ihre Erfahrungen bei der Erstellung von Jubiläumsfestschriften in ihren Unternehmen, die sich durchwegs mit den Ausführungen von Dr. Reder deckten. Nach einem Mittagessen auf Einladung der IHK für München und Oberbayern bestand die Möglichkeit zu einer Führung durch die Magazine des Bayerischen Wirtschaftsarchivs. Wie immer bot die Tagung ausreichend Gelegenheit für kollegiale Gespräche und intensiven Erfahrungsaustausch.

 

 

Am 25. Juli 2008 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis “Wirtschaftsarchive Bayern“ zu seiner 7. Arbeitstagung beim Genossenschaftsverband Bayern e.V. in München. Professor Dr. Willibald J. Folz, Verbandspräsident des Genossenschaftsverbands Bayern e.V. i.R., begrüßte 34 Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare aus dem Freistaat, die der Einladung gefolgt waren. Er verwies auf die bedeutende Rolle der Genossenschaften in der bayerischen Wirtschaft. Unter den gegenwärtig 1.114 genossenschaftlichen Unternehmen in Bayern mit insgesamt 67.000 Beschäftigten befinden sich 328 Volks- und Raiffeisenbanken mit einer Bilanzsumme von über 108 Milliarden Euro. Daneben erzielen 548 Raiffeisen-Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften sowie 152 gewerbliche Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften einen Umsatz von über 10 Milliarden Euro. Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, dankte Professor Folz für die Gastfreundschaft im Haus des Bayerischen Genossenschaftsverbands e.V. und lobte die Teilnehmer/innen für das rege und kontinuierliche Interesse an den jährlichen Sitzungen des Arbeitskreises.
Professor Dr. Ludwig Hüttl, Mitglied des Vorstands und Schriftführer des Historischen Vereins bayerischer Genossenschaften e.V., gab einen kurzen Überblick über die Geschichte des Genossenschaftswesens in Deutschland und Bayern. Anschließend erläuterte er Aufgaben, Ziele und Tätigkeitsfelder des 1996 gegründeten Historischen Vereins bayerischer Genossenschaften e.V. Neben der Erforschung der Geschichte der Genossenschaften in Bayern im Rahmen einer eigenen „Schriftenreihe zur Genossenschaftsgeschichte“ sowie der Veranstaltung von wissenschaftlichen Symposien und Ausstellungen widmet sich der Verein vor allem dem Aufbau einer Fachbibliothek und eines Historischen Archivs – mit dem Ziel, durch die Archivierung von Schriftgut des Genossenschaftsverbands Bayern sowie der Übernahme von Archivbeständen aus genossenschaftlichen Unternehmen im Freistaat einem drohenden Verlust wertvoller Quellen vorzubeugen und diese der historischen Forschung zugänglich zu machen.
Im Hauptreferat des Vormittags stellten Robert Fleischberger und Peter Thoma, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus bzw. Wissenschaft, Forschung und Kunst, das von der bayerischen Staatsregierung beschlossene E-Government-Projekt „ELDORA“ (Elektronische Dokumentenbearbeitung mit Recherche und Aktenverwaltung) vor. Die flächendeckende Einführung eines einheitlichen elektronischen Dokumentenmanagement- und Vorgangsbearbeitungssystems bei den staatlichen Behörden ist ein zentraler Schritt der E-Government-Initiative des Freistaats. Fernziel ist das papierlose Büro vom Posteinlauf bis zur Archivierung. Seit September 2005 beschäftigen sich die beiden Ministerien mit der Einführung des Systems. Es orientiert sich bei der Überführung von behördlichen Geschäftsprozessen sowie der Vorgangsbearbeitung und Archivierung in konforme IT-Prozesse am bewährten DOMEA-Konzept (Dokumentenmanagement und elektronische Archivierung in der öffentlichen Verwaltung). Nach Abschluss der organisatorischen Vorarbeiten startete im Juli 2006 die Pilotphase. Bis Ende 2007 wurden alle Mitarbeiter geschult und die Arbeit mit dem System in Teilbereichen aufgenommen. Anschließend wurde das Bearbeitungswissen für den Umstieg auf eine flächendeckende Einführung aufgebaut, sodass gegenwärtig etwa zehn Prozent des Aktenbestands elektronisch geführt wird. Die Referenten betonten die Notwendigkeit einer prozessorientierten Vorgehensweise. Die Erfahrung zeige, dass die Benutzer in der Regel nicht in der Lage seien, sich sofort komplett auf die neue elektronische Bearbeitungsweise umzustellen, sondern aufgrund vielfach vorhandener mentaler Barrieren sich nur langsam und sukzessive an das neue System gewöhnen könnten. Anhand einer Präsentation veranschaulichten die Referenten an einzelnen Beispielen den idealtypischen Ablauf einer elektronischen Vorgangsbearbeitung vom Scannen der Eingangspost über die Metadatenerfassung und die Vorgangsbearbeitung durch verschiedene Bearbeiter bis zum Erledigungsvermerk und der Ablage in der elektronischen Akte.
Im Anschluss an das gemeinsame Mittagessen auf Einladung des Genossenschaftsverbands Bayern e.V. erläuterte Dr. Silvia Gallowsky, Archivarin des Genossenschaftsverbands Bayern e.V., im Einzelnen Aufgaben und Arbeitsweise des Historischen Archivs. Darüber hinaus stellte sie die wichtigsten Bestandsgruppen vor und berichtete über die Praxis bei der Übernahme von Archivbeständen genossenschaftlicher Unternehmen und deren Erschließung. Danach erwartete die Teilnehmer eine fachkundige Führung durch Bibliothek und Historisches Archiv. In bewährter Weise bot die Tagung allen Teilnehmern ausreichend Gelegenheit für kollegiale Gespräche und einen intensiven Erfahrungsaustausch.

 

 

Am 19. September 2007 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis “Wirtschaftsarchive Bayern“ zu seiner 6. Arbeitstagung bei Audi Tradition in Ingolstadt. Auf der Tagesordnung stand das Thema „Digitalisierung und Verwertung von Filmbeständen im Historischen Archiv“.

Thomas Frank, Leiter Audi Tradition, begrüßte 32 Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare, die der Einladung gefolgt waren, und erläuterte Funktion und Philosophie der Ingolstädter Einrichtung. Seit 1998 zeichnet Audi Tradition – im Verbund mit den beiden Traditionsgesellschaften Auto Union GmbH und NSU GmbH – verantwortlich für die Pflege und Bewahrung der über hundertjährigen Firmengeschichte. Sie kümmert sich um die Darstellung der Historie in der Öffentlichkeit, sammelt, kauft, erhält, restauriert und präsentiert klassische Automobile und Motorräder. Audi Tradition setzt Audi-Klassiker bei Oldtimerveranstaltungen ein und ist zugleich für das Audi museum mobile im Audi Forum Ingolstadt und das Management des Audi Club International verantwortlich. Mit diesen Aktivitäten soll den Kunden und der Öffentlichkeit die Tradition des Hauses Audi bewusst gemacht und die wechselvolle Geschichte der Audi-Vorgängermarken in Verbindung mit der heutigen Marke gesetzt werden. Diese Aktivitäten bilden einen wichtigen Differenzierungsfaktor im internationalen Wettbewerb und dienen der Kundenbindung. Elementarer Bestandteil des Teams Audi Tradition ist das Unternehmensarchiv der Audi AG. Es bewahrt die historisch relevante archivische Überlieferung der AUDI AG und der Vorgänger-Marken (Audi, DKW, Horch, Wanderer und NSU) und trägt wesentlich dazu bei, dass Audi auch in Sachen Historiendarstellung und -pflege zu den Premium-Marken zählt.

Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, dankte Thomas Frank für die Gastfreundschaft im Hause Audi. Ihr Dank galt ebenso Dr. Martin Kukowski, Leiter Unternehmensarchiv der AUDI AG, und seinem Kollegen Lothar Franz. Sie freute sich über die hohe Teilnehmerzahl und das damit dokumentierte ungebrochene Interesse am Arbeitskreis Wirtschaftsarchive Bayern, der sich zu einem der aktivsten Regionalen Arbeitskreise der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare entwickelt hat. Das Hauptreferat des Vormittags übernahm Tony Tintes, Geschäftsführer der eins:eins medienproduktion gmbh in Köln. Dieses Unternehmen bietet die Digitalisierung, Archivierung und Verwertung von Film- und Videobeständen als Full-Service-Dienstleistung für Archive an.

In fast jedem Unternehmensarchiv finden sich größere Mengen an Filmmaterial. In der Regel handelt es sich um Werksfilme, in denen das Werksgelände, Produktionsanlagen, Fertigungsprozesse, die betrieblichen Sozialeinrichtungen oder die Meilensteine der Firmengeschichte dokumentiert sind, aber auch um Werbefilme, in denen Produkte oder Dienstleistungen eines Unternehmens reklamewirksam ins Licht gerückt werden. Ein großer Teil dieser filmischen Dokumente ist akut von der Vernichtung bedroht.

Bis Anfang der 1950er Jahre wurden 35mm-Filme (professionelles Format) fast ausschließlich auf Nitrozellulose-Trägermaterial hergestellt. Diese Filme unterliegen einer unaufhaltsamen chemischen Zersetzung, in dessen Endstadium sich das Nitrat spontan entzünden kann. Die spätestens in den 1960er Jahren als Ersatz für die Nitrozellulosefilme verwendeten Zelluloseazetatfilme („saftety film“) sind nicht weniger gefährdet, da das Trägermaterial längerfristig ebenfalls chemische Zerfallserscheinungen aufweist. Jede Abweichung von den optimalen Lagerungsbedingungen hat eine gravierende Verkürzung der Lebensdauer zur Folge. Werden Azetatfilme bei 18° C / 50 % rF aufbewahrt, reduziert sich ihre Lebenserwartung auf ca. 50 Jahre. Die Haltbarkeit der seit den 1970er Jahren in unterschiedlichsten Formaten eingesetzten Videomagnetbänder liegt nach Schätzungen von Experten je nach Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit zwischen zehn und sechzig Jahren. Für alle genannten Medien schließlich gilt, dass die entsprechenden Abspielgeräte vielfach nicht mehr verfügbar sind.

Angesichts dieser Situation bietet sich die professionelle Digitalisierung von Film- und Videobeständen als eine Möglichkeit zur Langzeitsicherung an. Tintes erläuterte dies am Beispiel des von eins:eins angewendeten Verfahrens. Dabei erfolgt die Filmabtastung ohne Kompression (daher der Firmenname eins:eins) im 4 K-Modus auf gespiegelten Festplatten. Dies gewährleistet Materialerhalt auf höchstem Niveau in Verbindung mit dauerhafter Konvertierungs- und Migrationsfähigkeit. Die Kosten für die Filmabtastung liegen gegenwärtig bei etwa acht Euro pro Minute für 16 bzw. 35mm Filme. Neben der Digitalisierung bietet eins:eins auch die professionelle inhaltliche Oberflächenerschließung der Filmbestände auf der Basis kundenspezifisch angepasster Softwaretools an, die an bestehende Archivierungssysteme (z. B. FAUST) angebunden werden können. Die weitergehende Tiefenerschließung erfolgt in der Regel durch das Archiv selbst. Gegen Gebühr übernimmt eins:eins für Archive auch die weltweite professionelle Verwertung der Digitalisate. Über ein entsprechendes Datenmanagementsystem werden Versand, Konvertierung, Schnitt, Abrechnung, Rechteverwaltung und Distribution abgewickelt.

Tintes wies darauf hin, dass die für die Digitalisierung und Erschließung aufgewendeten Kosten über eine nun mögliche intensivere und breitere Verwertung der Film- und Videobestände refinanziert werden können. Die gegenwärtig rasant wachsende Welt der Medien hat eine gewaltige Nachfrage nach filmischem Bildmaterial im Internet oder für TV- und DVD-Produktionen hervorgerufen. An diesem Markt könnten auch die Archive mit ihren vielfach noch „ungehobenen Filmschätzen“ – sofern sie in digitaler Form bereitliegen – partizipieren. Tintes führte mehrere Beispiele an, wie es Archiven auf diesem Weg gelungen ist, Verwertungsentgelte zu erlösen, die deutlich über dem liegen, was bisher zu erzielen war.

In der anschließenden Diskussion berichtete Klaus Schönfeld (Linde Group, München) ergänzend über die in seinem Hause bereits weit fortgeschrittene Digitalisierung von Werksfilmen und deren bewährte Nutzanwendung in den Bereichen Marketing und interne Unternehmenskommunikation. Audi-Archivar Lothar Franz ergänzte diese Ausführungen und gab einen Überblick über die im Unternehmensarchiv der Audi AG vorhandenen Filmbestände.

Nach einem Mittagessen auf Einladung von Audi Tradition hatten die Teilnehmer Gelegenheit, unter der exzellenten, weil ebenso fachkundigen wie geistreichen, Führung von Lothar Franz das Depot mit über 150 historischen Fahrzeugen der AUDI AG und ihrer Vorgängermarken – von der Horch Pullman-Limousine bis zum DKW-Schnelllaster – zu besichtigen. Der Verfasser selbst entdeckte – nostalgisch berührt – ein Modell seines ersten eigenen, 1980 gebraucht erworbenen PKWs: einen Audi 100 LS (Baujahr 1972). Wie Lothar Franz erläuterte, wurde dieser Typ seinerzeit von einem Konkurrenzhersteller abfällig als „Prokuristen-Mercedes“ bezeichnet. Allen Teilnehmern bot die Tagung ausreichend Gelegenheit für kollegiale Gespräche und intensiven Erfahrungsaustausch.

 

 

Am 18. Juli 2006 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis “Wirtschaftsarchive Bayern“ zu seiner 5. Arbeitstagung bei der Corporate History der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG in München. Die Tagung befasste sich mit dem Thema Brandschutz im Historischen Archiv, das durch jüngst eingetretene katastrophale Ereignisse wie den Brand in der Weimarer Herzogin Anna Amalia Bibliothek 2004 oder das Feuer im Nürnberger DB-Museum 2005 eine im wahrsten Sinn des Wortes „brandaktuelle“ Bedeutung erlangt hat.

Heinz Laber, Mitglied des Vorstandes der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG, begrüßte 25 Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare, die der Einladung gefolgt waren. Er verwies auf die lange Tradition des Münchner Kreditinstitutes, das aufgrund mehrerer Fusionen in der jüngeren Vergangenheit heute zu den größten privaten Banken in Deutschland zählt und dessen Wurzeln in Bayern die Bayerische Staatsbank (gegr. 1780), die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank AG (gegr. 1835) und die Bayerische Vereinsbank AG (gegr. 1869) bilden. 2000 wurde die Integration der Bank Austria Creditanstalt in Wien vollzogen, fünf Jahre später erfolgte die Übernahme der Vereins- und Westbank in Hamburg. Seit 2005 ist die Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG Mitglied der Mailänder UniCredit Group.

Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, dankte Heinz Laber für die Gastfreundschaft im Haus der Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG. Sie verwies auf das erfolgreiche fünfjährige Bestehen des Arbeitskreises Wirtschaftsarchive Bayern, der sich in dieser Zeit zu einem der aktivsten Regionalen Arbeitskreise der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare entwickelt hat. Sie appellierte an die Teilnehmer, das Netzwerk auch weiterhin so engagiert wie bisher zu pflegen. Ihr Dank galt Elke Pfnür, der Leiterin der Corporate History, und ihrer Kollegin Mandy Frenkel sowie Dipl.-Ing. Wolfgang Raab, Hauptabteilungsleiter Risk-Management bei der Versicherungskammer Bayern, für die Übernahme der Tagungsreferate.
Vor dem Einstieg in das Thema Brandschutz gab Mandy Frenkel zunächst eine kurze Einführung in die Aufgaben und Ziele der Fachabteilung Corporate History der Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG. Die Abteilung wurde 2003 neu konzipiert. Sie versteht sich als Teil der Corporate Identity und als Kompetenzcenter für die Geschichte der Bank. Gleichzeitig ist sie Bestandteil der Corporate Behavior und steht damit für das Verhalten des Kreditinstituts in Bezug auf die eigene Unternehmensgeschichte. Ziel ist unter anderem die Schaffung eines vertrauensvollen Verhältnisses zu den Zielgruppen der Bank (Kunden, Investoren, Mitarbeiter, Ratingagenturen, Wissenschaft, Medien, allgemeine Öffentlichkeit) durch einen seriösen Umgang mit der eigenen Vergangenheit. Seit 2004 lässt die Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG deshalb das Verhalten ihrer Vorgängerbanken während der Zeit des Nationalsozialismus von unabhängigen Wissenschaftlern des Münchner Instituts für Zeitgeschichte erforschen, dessen Ergebnisse 2008 veröffentlicht werden sollen. Aus dem Selbstverständnis heraus, dass Geschichte ein Zeichen von Tradition und Stabilität ist und damit als ein Fundament für die Zukunft der Bank dient, betreibt Corporate History auch das Historische Archiv der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG. Im Februar 2005 wurde das zuvor auf mehrere, baulich unzureichende Standorte verteilte Archivgut in einem einzigen Archivmagazin mit einer Kapazität von 10.000 Fachbodenmetern konzentriert, wovon gegenwärtig etwa 55 Prozent belegt sind.

Wolfgang Raab eröffnete seinen Vortrag über Brandverhütung und Schadensbegrenzung bei historischen Archiven mit einem Zitat aus einer Urteilsbegründung des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen vom 14.11.1985: „Es entspricht der Lebenserfahrung, dass mit der Entstehung eines Brandes praktisch jederzeit gerechnet werden muss. Der Umstand, dass in vielen Gebäuden jahrzehntelang kein Brand ausbricht, beweist nicht, dass keine Gefahr besteht, sondern stellt für die Betroffenen einen Glücksfall dar, mit dessen Ende jederzeit gerechnet werden muss!“ Diese Feststellung sollte jedem Archivar die Notwendigkeit vor Augen führen, sowohl vorbeugende Maßnahmen zum Brandschutz zu treffen als auch im Ernstfall mit einem Notfallplan gerüstet zu sein, um Evakuierungs- und Rettungsmaßnahmen einleiten und die Schäden an Gebäuden und Archivgut möglichst begrenzen zu können.
Als vorbeugende Maßnahmen empfahl Wolfgang Raab die Erarbeitung eines umfassenden Schutzkonzeptes und dessen vollständige Umsetzung für das jeweilige Gebäudeobjekt bzw. Archivmagazin. Die dauernde Wirksamkeit vorhandener technischer Brandschutzeinrichtungen (Rauch- und Wärmemelder, manuelle Feuerlöscher, Sprinkler- und CO2-Gaslöschanlagen, Rauch- und Wärmeabzüge, Brandschutzklappen für Lüftungsanlagen) kann nur durch regelmäßige Kontrollen, Wartung und Instandhaltungsmaßnahmen gewährleistet werden. Brandschutztüren sollten stets geschlossen gehalten werden und dürfen nicht verkeilt sein. Nachträgliche Öffnungen in Wänden mit brandschutztechnischer Funktion sind brandschutztechnisch zu verschließen. Rettungswege müssen in vorgeschriebener Breite nutzbar und frei von abgestellten Gegenständen sein – ein Diktum, das in beengten Archivmagazinen von den Verantwortlichen nur zu oft missachtet wird.

Tritt der Brandfall trotz aller präventiven Anstrengungen ein, kann nur eine Notfallplanung Panik, Ratlosigkeit und Chaos verhindern. Die Notfallplanung sollte sich auf die ersten 48 Stunden nach dem Schadenereignis erstrecken. In dieser Zeit werden die Weichen für erfolgreiche Rettungsmaßnahmen von Archivgut gestellt. Für die Erarbeitung eines Notfallplanes ist es sinnvoll, Entscheidungsträger und Fachleute verschiedener Bereiche zu einem Planungsteam zusammenzuführen. Neben Mitarbeitern des Firmenarchivs sollten der Brand- bzw. Sicherungsbeauftragte sowie der Leiter der Haustechnik des Unternehmens, Vertreter von Feuerwehr, Polizei und des Feuerversicherers einbezogen werden, um verschiedene Gefährdungsaspekte und die entsprechenden Maßnahmen zu einem schlüssigen und vorausschauenden Gesamtkonzept zu bündeln. Als zentrale Elemente gelten dabei:

 

  • Erstellungen einer Ablauforganisation für den Notfall (Benennung von Koordinatoren, Festlegung der Funktionsträger und deren Vollmachten, Dokumentation von Erreichbarkeiten durch eine Alarmtafel mit Telefonliste)
  • Vorhalten von ersten Hilfsmitteln (Planen, Decken, Handschuhe, Verpackungsmaterial etc.)
  • Festlegung von Transportwegen aus dem Archivmagazin, Sicherung von Transportkapazitäten und Ausweichlagermöglichkeiten für das zu evakuierende Archivgut
  • Erstellung einer Adressenliste mit Ansprechpartnern und Telefonnummern für die Untersuchung des Schadenumfangs und für Sofortmaßnahmen zur Konservierung (Gefriertrocknung) und Restaurierung des Archivguts
  • Prioritätensetzung für die Rettung von Archivgut
  • jährliche Objektbegehung mit Vertretern von Feuerwehr und Polizei, Abstimmung der Notfallplanung mit dem Feuerversicherer

 


Wolfgang Raab schloss mit einem eindringlichen Appell an die anwesenden Archivare, die oft mit hohem Aufwand an Mühen und Arbeitskraft erhaltenen kulturgeschichtlich wertvollen Archivbestände in Unternehmen nicht durch eine Vernachlässigung des Brandschutzes bzw. einer entsprechenden Notfallplanung im Ernstfall leichtfertig aufs Spiel zu setzten.

Elke Pfnür berichtete in ihrem abschließenden Vortrag über das vom Historischen Archiv der Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG angewandte System des Brandschutzes mittels Sauerstoffreduktion. Zur Entstehung eines Brandes sind Brennstoff, Sauerstoff und Wärmeenergie notwendig. Fehlt eine dieser Komponenten, etwa der Sauerstoff, kann kein Feuer entstehen und die Brandgefahr ist absolut gebannt. Die Sauerstoffreduktion basiert auf einer Technologie, die den Sauerstoffgehalt der Raumluft über die Zufuhr von Stickstoff kontrolliert reduziert. Die im Archivmagazin der Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG eingesetzte OxyReduct-Anlage der Firma Wagner Alarm- und Sicherungssysteme GmbH aus Langenhagen erhöht den natürlichen Bestandteil von Stickstoff in der Atemluft um knapp 8 Prozent. Dadurch verringert sich der natürliche Sauerstoffgehalt der Luft von knapp 21 Prozent auf 13,4 Prozent. Ein Brand ist unter diesen Bedingungen nicht mehr möglich. Die vorgenommene Verringerung der Sauerstoffkonzentration durch Stickstoff ist mit der natürlichen Atmosphäre im Hochgebirge bei einer Meereshöhe von 3700 Meter vergleichbar. Unter diesen Umständen ist die Begehbarkeit für den Menschen unbedenklich, sofern bestimmte, von der Berufsgenossenschaft festgelegte Regeln strikt eingehalten werden. Dementsprechend müssen sich die Archivmitarbeiter einer jährlichen arbeitsmedizinischen Untersuchung unterziehen. Eine ärztliche Tauglichkeitsbescheinigung benötigen auch alle übrigen Personen, die sich vorübergehend in den Archivräumen aufhalten, etwa Mitarbeiter von Wartungs- und Transportfirmen, der Haustechnik oder der Banksicherheit. In jedem Fall ist der Aufenthalt auf maximal zwei Stunden begrenzt. Vor dem erneuten Betreten muss eine mindestens halbstündige Pause unter normaler Sauerstoffkonzentration in der Atemluft eingehalten werden. Bei Personen, die kein ärztliches Attest vorweisen können, gilt eine Aufenthaltsdauer von maximal zehn Minuten arbeitsmedizinisch als unbedenklich.

Nach einem Mittagessen auf Einladung der Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG hatten die Teilnehmer Gelegenheit, das sauerstoffreduzierte Archivmagazin innerhalb der erlaubten Zeitspanne von zehn Minuten selbst in Augenschein zu nehmen. Keiner der „Probanden“ klagte anschließend über Symptome akuter Höhenkrankheit. Wie immer bot die Tagung ausreichend Gelegenheit für kollegiale Gespräche und persönlichen Erfahrungsaustausch.

 

 

Am 14. Juni 2005 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis “Wirtschaftsarchive Bayern“ zu seiner 4. Arbeitstagung im Allianz Center for Corporate History in München. 39 Wirtschaftsarchivare aus dem Freistaat waren der Einladung gefolgt. In ihrer Begrüßung wertete Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, die erfreulich hohe Teilnehmerzahl als signifikanten Beweis dafür, dass die seit 2002 gepflegte jährliche Zusammenkunft der bayerischen Wirtschaftsarchivare mittlerweile einen hohen Stellenwert in der weiß-blauen Archivlandschaft einnimmt. Dr. Moser dankte Barbara Eggenkämper, Leiterin des Firmenhistorischen Archivs der Allianz und Ellen Heather von der Mitarbeiterkommunikation der Allianz Group für die Ausrichtung der Veranstaltung im Haus der Geschichte der Allianz und ihre Bereitschaft, das Tagungsreferat zu übernehmen.
Die Veranstaltung beschäftigte sich mit dem für Unternehmensarchivare wichtigen Thema „Archive und Kommunikation“. Barbara Eggenkämper und Ellen Heather konstatierten eine wachsende Bedeutung der unternehmerischen Öffentlichkeitsarbeit und der Mitarbeiterkommunikation zur Stärkung der Unternehmenskultur. In ihrem gemeinsam gehaltenen Vortrag widmeten sie sich der Frage, auf welche spezifische Weise das Unternehmensarchiv den Anforderungen der unternehmerischen Öffentlichkeitsarbeit gerecht werden und wie die historische Arbeit des Firmenarchivs auch für die immer wichtiger werdenden Belange der Mitarbeiterkommunikation genutzt werden kann. Beide Themenkomplexe wurden anhand von konkreten Beispielen aus der Arbeit des Firmenhistorischen Archivs der Allianz AG erläutert.
In den letzten Jahren lässt sich bei vielen international tätigen Unternehmen ein verstärktes Interesse an der eigenen Geschichte erkennen. Dahinter steht das Bestreben der Firmen, sich durch eine Aufarbeitung ihrer Geschichte als traditionsbewusst, transparent und verantwortungsvoll zu präsentieren und damit eine positive Außenwirkung zu erzielen. Dies gilt insbesondere für die Aufarbeitung der Unternehmensgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Allianz AG hat 1997 unter intensiver Einbindung des 1993 gegründeten Firmenhistorischen Archivs ein Forschungsprojekt zur Geschichte der Versicherungsgesellschaft im „Dritten Reich“ initiiert, dessen Ergebnisse 2001 in einer umfangreichen Studie des renommierten amerikanischen Wirtschaftshistorikers Professor Gerald D. Feldman einer breiten internationalen Öffentlichkeit (Fachwelt, Kunden, Mitarbeiter) vorgestellt wurden. Mittels einer vom Unternehmensarchiv erarbeiteten und im Allianz Center for Corporate History präsentierten Dauerausstellung wurde das Thema anschaulich aufbereitet. Die Nutzung der von der Öffentlichkeitsarbeit der Allianz bereitgestellten Plattformen (Mitarbeitermagazin, Mitarbeiterbrief, Hauszeitschrift, Intranet und Internet) ermöglichte es dem Unternehmensarchiv, die gewonnenen historischen Informationen Interessierten, Kunden und Mitarbeitern der Allianz an allen Standorten weltweit zu kommunizieren. Ein von der Leiterin des Firmenhistorischen Archivs mit dem Vorstandsvorsitzenden der Allianz AG geführtes und im Film aufgezeichnetes Interview zur Haltung des Unternehmens während der NS-Zeit ergänzte die öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen des Archivs.
Auch bei der Allianz AG steht der Ausbau und die Intensivierung der Mitarbeiterkommunikation im Fokus der Bemühungen der Unternehmensleitung. Durch die Implementierung verbindlicher interner „leadership values“ soll die Unternehmensstrategie konsistent und durchgängig vermittelt, die Leistungskultur gestärkt, der Fokus auf den Kunden ausgerichtet, die Mitarbeiterförderung als zentraler Wert verankert und der Stellenwert von Vertrauen und Feedback im Rahmen einer entwickelten Dialog-Kultur zur Geltung gebracht werden. Zur Verankerung dieser Ziele im Unternehmen kann auch das Unternehmensarchiv durch die Bearbeitung und Kommunikation entsprechender Themen aus historischer Perspektive beitragen: Es kann die historische Entwicklung der jeweils geltenden Unternehmensstrategie erläutern und ihre Einordnung in die Unternehmensgeschichte vornehmen, durch Informationen zur Firmengeschichte identitätsstiftend wirken, durch historische Mitarbeiter-Porträts Möglichkeiten zum individuellen Beitrag einzelner Firmenangehöriger deutlich machen, Beispiele für Kundenorientierung und Mitarbeiterförderung in der Vergangenheit aufzeigen sowie Vertrauen durch Kontinuität und Transparenz in der Firmengeschichte herstellen. Barbara Eggenkämper und Ellen Heather betonten, dass die Mitarbeiter eine wichtige Rolle als Multiplikatoren bei der Außendarstellung des Unternehmens und seiner Geschichte spielen. Für die archivische Öffentlichkeitsarbeit stellen sie deshalb eine zentrale Zielgruppe dar. Dies gilt insbesondere bei Ausstellungen und Publikationen, die vom Firmenhistorischen Archiv der Allianz AG anlässlich von Jubiläen erarbeitet werden. Zur Feier der 75jährigen Zugehörigkeit der Frankfurter Versicherungs AG zum Allianz-Konzern 2004 erschien deshalb eine von den Mitarbeitern des Archivs verfasste Unternehmensgeschichte in Buchform, die speziell für die Mitarbeiter und Kunden des Hauses konzipiert wurde. Zum 75jährigen Jubiläum des Konzernunternehmens Vereinte Versicherung AG (heute: Allianz Private Krankenversicherung) im Jahr 2000 realisierte das Archiv für die Mitarbeiter einen Film zur Historie, der bei der Festveranstaltung gezeigt wurde, sowie eine Artikelserie zur Firmengeschichte in der Hauszeitschrift. Zum 50jährigen Bestehen der Allianz-Hauptverwaltung in München 2004 präsentierte das Archiv zur Festveranstaltung eine Ausstellung unter dem Titel „Arbeitswelten gestern und heute“, die auf reges Interesse stieß. In der seit 1996 im Allianz Center für Corporate History präsentierten Dauerausstellung zur Entwicklung des Allianz-Konzerns schließlich werden vom Archivteam jährlich etwa hundert Führungen für Mitarbeiter aus allen Konzernunternehmen durchgeführt. In der anschließenden Diskussion bestätigten die Teilnehmer die Vorteile und Synergien, die sich aus einer engen Zusammenarbeit zwischen Unternehmensarchiv und Unternehmenskommunikation ergeben und die geeignet sind, die Stellung des Archivs im Unternehmen zu festigen. Daneben wurde aber auch auf die Gefahr einer Instrumentalisierung der Unternehmenshistorie zur bloßen Identitätsstiftung im Rahmen der Corporate Culture hingewiesen. Es bestand Einigkeit über die zentrale Bedeutung der klassischen Arbeitsfelder Quellensicherung und Erschließung, sowie Forschung und Recherche. Letztere bilden die Voraussetzung und Grundlage für eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen auf Einladung der Allianz AG führten Barbara Eggenkämper und Gerd Modert die Teilnehmer ebenso kenntnisreich wie kurzweilig durch die Dauerausstellung zur Geschichte des Allianz-Konzerns. Darüber hinaus bot die Tagung Gelegenheit für kollegiale Gespräche und persönlichen Erfahrungsaustausch.

 

 

Auf Einladung des Siemens-Archivs traf sich am 17. Juni 2004 der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis “Wirtschaftsarchive Bayern“ zu seiner diesjährigen Arbeitstagung im SiemensForum München. Die Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, Dr. Eva Moser, begrüßte die über 40 Teilnehmer aus allen maßgeblichen bayerischen Wirtschaftsarchiven und wertete dies als überzeugenden Beleg dafür, dass der Netzwerkgedanke bei den bayerischen Unternehmensarchiven mittlerweile einen hohen Stellenwert einnimmt.
Im Zentrum der vom Siemens-Archiv organisierten Tagung stand das Problem der Langzeitarchivierung von in den Unternehmen zunehmend ausschließlich in digitaler Form vorliegenden Informationen.
Zunächst stellte der Leiter des Siemens-Archivs, Dr. Frank Wittendorfer, die wichtigsten Meilensteine und Entwicklungen in der Geschichte des 1907 gegründeten Siemens-Archivs vor. Vor allem die 1990er Jahre waren geprägt von umfassenden Aktenerwerbungen, Erschließungsarbeiten und Digitalisierungsmaßnahmen, die durch die Implementierung einer leistungsfähigen Archivsoftware möglich geworden waren. Während dieser Zeit wandelte sich das Siemens-Archiv zu einem modernen unternehmensinternen Dienstleister. Im Anschluss daran stellte Dr. Wittendorfer das Konzept eines „Dezentralen Konzernarchivs“ vor, auf dessen Grundlage der Ausbau des Archivs, das Bestände der Zentralabteilungen, weniger aber Bestände der Siemens-Einheiten weltweit, ver-wahrt, vorangetrieben werden soll.
Die Mitarbeiter des Siemens-Archivs (Ute Schiedermeier, Alexandra Kinter, Christoph Frank und Sabine Dittler) stellten anschließend die Erfahrungen des digitalen Siemens-Archivs unter konzeptionellen, organisatorischen und prozessorientierten Aspekten vor.
Alexandra Kinter befasste sich in ihrem ersten Vortrag mit der Archivierung von digi-talen Volltext-Dokumenten, die das Siemens-Archiv bereits 1993 bei Einführung des damaligen Informationssystems InfoSiM realisiert hatte. Ging es zunächst noch ausschließlich um die Retrodigitalisierung von Massendaten wie z.B. Rundschreiben, wurde nach ca. fünf Jahren eine Schnittstelle für die Übernahme ausschließlich digital angelieferter Dokumente erforderlich. Beim Thema digitale Bildarchivierung erläuterte dann Christoph Frank zunächst die bisherige Vorgehensweise: anfangs wurden die Fotografien lediglich in so genannter Vorschauqualität archiviert. Aufgrund veränderter Rahmenbedingungen wurde später bei geeigneten Archivalien eine Auswahl aussagekräftiger Bilder nach neu definierten Kriterien digitalisiert. Zukünftig soll ein Bildmotiv in drei verschiedenen Qualitäten digital zur Verfügung stehen.
Audio-visuelle Medien werden im Siemens-Archiv aufgrund fehlender Standardfor-mate sowie aus Speicherplatzgründen noch nicht digital im System abgespeichert und verwaltet. Wie Alexandra Kinter ausführte, wurde in den letzten Jahren aufgrund der gestiegenen Nachfrage eine Auswahl an wichtigen Filmen und Tondokumenten im digitalen Format digibeta bzw. CD bereitgestellt. Ute Schiedermeier wagte einen Blick in die Zukunft und wies auf die immer wichtiger werdende, aber technisch noch lange nicht gelöste Frage der Langzeitarchivierung von Datenbanken, Webauftritten und CD-ROM-Inhalten hin. Anschließend zeichnete sie in einem Werkstattbericht die Meilensteine bei der Auswahl des neuen Archivinformationssystems nach, zu dessen Anschaffung sich das Firmenarchiv entschieden hat, um für die Herausforderungen an die zukunftssichere Archivierung digitaler Dokumente gewappnet zu sein.
Im Anschluss an die Ausführungen zu den Kernprozessen des Siemens-Archivs for-derte Sabine Dittler in ihrem Vortrag „Internet, Intranet und Newsletter – Die Auswei-tung des Dienstleistungsangebots durch den Einsatz digitaler Medien“ auf, digitale Medien gezielt für die Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmensarchiven zu nutzen. Einleitend gab sie einen Überblick über Ziele der archivischen Öffentlichkeitsarbeit des Siemens-Archivs. Am Beispiel der Siemens History Website und der Intranet-Angebote illustrierte Sabine Dittler die Möglichkeiten des Archivs, seine Funktion als Informations- und Servicecenter für unternehmens- und wirtschaftshistorische Themen zu unterstreichen. In diesem Zusammenhang wies sie darauf hin, dass die Gestaltungsmöglichkeiten der Archivmitarbeiter deutlich größer sind, wenn man sich nicht auf die Rolle des Zulieferers beschränkt, sondern aktiv Marketing für die Produkte und Dienstleistungen des Archivs betreibt. Auf diese Weise lässt sich der Geschäftswertbeitrag eines Archivs sehr viel besser verdeutlichen und seine Position innerhalb und außerhalb des Unternehmens ausbauen. Die Präsentation der aktuellen Maßnahmen wurde durch einen Überblick über mittel- und langfristige Projekte im Bereich der archivischen Öffentlichkeitsarbeit ergänzt.
Als externe Referentin zeigte Ursula Welsch von „Neue Medien“ (www.welschmedien.de) abschließend Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von XML für die Archivierung auf. Die Vorteile und Einschränkungen der Nutzung von XML wurden an drei Beispielen aus der Praxis vorgeführt:

 

  • Auszeichnung von Erschließungsdaten anhand der EAD-Struktur (Encoded Archival Description)

  • Erschließung und Verwaltung elektronischer Dokumente anhand der TEI-Struktur (Text Encoding Initiative)

  • Realisierung von Online-Findbüchern mit der MIDOSA-Struktur (Archivschule Marburg)

 

Darüber hinaus wurden die unschätzbaren Vorteile von XML bei der Migration von Datenbeständen für die Langzeitarchivierung aufgezeigt. Führungen durch die Dauerausstellung und durch die Magazinräume des Siemens-Archivs rundeten die gelungene Veranstaltung ab.

 

 

Am 26. Juni 2003 traf sich der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv geführte Arbeitskreis “Wirtschaftsarchive Bayern“ zu seiner 2. Arbeitstagung bei BMW Mobile Tradition in München. 23 WirtschaftsarchivarInnen aus dem Freistaat waren der Einladung gefolgt. Das Tagungsthema beschäftigte sich mit der auch für Wirtschaftsarchive wichtigen Frage „Was darf ich – was darf ich nicht? Der Umgang mit Urheber- und Persönlichkeitsrechten im Archiv“.
Der Jurist und Publizist Wolfram Moser stellte in seinem anschaulich und kurzweilig vorgetragenen Tagungsreferat die für die archivarische Tätigkeit relevanten Bestimmungen des Urheberrechts vor und beleuchtete wichtige Aspekte zu den Themenbereichen Recht am eigenen Bild und Wettbewerbsrecht. In der anschließenden Diskussion konnte der Referent zur Klärung einiger juristischer Fachfragen beitragen.
Im Anschluss an das gemeinsame Mittagessen auf Einladung der BMW AG erwartete die Teilnehmer eine Führung durch das Historische Archiv des traditionsreichen Münchner Autoherstellers sowie ein Rundgang durch die Historische Sammlung. Sie bietet mit mehr als 400 Automobilen und 170 Motorrädern sowie etlichen Flug-, Motorrad- und Automobilmotorenexponaten bis hin zu den jüngsten Formel-1-Motoren einen annähernd kompletten Querschnitt durch die BMW Produkttradition von 1916 bis heute.

 

 

Am 24. Juni 2002 fand im Bayerischen Wirtschaftsarchiv in München die erste Sitzung des Arbeitskreises Wirtschaftsarchive Bayern statt. Ziel dieses vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv – einer Gemeinschaftseinrichtung der bayerischen Industrie- und Handelskammern – initiierten Arbeitskreises ist es, den wechselseitigen Austausch über Möglichkeiten, Probleme und Fragen der archivischen Arbeit zwischen ArchivarInnen im Bereich der Wirtschaft zu fördern. Da ein großer Teil der ArchivarInnen in Unternehmen und Organisationen der Wirtschaft in Bayern neben- oder ehrenamtlich tätig ist, soll durch die künftig jährlich stattfindende Veranstaltung der Zusammenhalt unter den ArchivarInnen gestärkt und die fachliche Kompetenz durch die Erörterung spezieller Themen gefördert werden.
15 ArchivarInnen aus Archiven der Wirtschaft waren der Einladung zur konstituierenden Sitzung gefolgt. Bei seiner Begrüßung der Teilnehmer verwies Dr. Reinhard Dörfler, Hautgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, auf die wichtige Rolle der bayerischen Industrie- und Handelskammern. Sie haben mit der Einrichtung des Bayerischen Wirtschaftsarchivs 1994 einen wesentlichen Beitrag für das Archivwesen der Wirtschaft im Freistaat geleistet und begrüßen die Gründung des Arbeitskreises als Bindeglied zwischen den bayerischen Wirtschaftsarchiven.
Die 1. Arbeitskreissitzung befasste sich mit der Archivierung von Fotomaterial – einem Problem, das jedem der anwesenden ArchivarInnen „auf den Nägeln brannte“. Als kompetente Fachfrau referierte Dipl.-Ing. (Phot.) Marjen Schmidt zu diesem Thema. Sie stellte den Teilnehmern in ihrem Vortrag anschaulich die fotografischen Verfahren seit Erfindung der Daguerreotypie vor, erläuterte die Besonderheiten der verschiedenen fotografischen Trägermaterialien und benannte die chemischen, biologischen und physikalischen Faktoren, die Fotografien und Negative dauerhaft schädigen können. Anhand konkreter Beispiele erläuterte sie, wie diese Schäden durch eine sachgerechte Archivierung und Handhabung – insbesondere durch die Beachtung von Temperatur-, Luftfeuchte- und Beleuchtungswerten sowie die Verwendung von entsprechenden konservierenden Materialien – zu vermeiden sind. In der anschließenden Diskussion konnten einzelne Fragestellungen vertieft und individuelle Lösungsansätze erarbeitet werden. Am Ende der Tagung bestand Einigkeit darüber, die Vernetzung der Archive der Wirtschaft in Bayern über den Arbeitskreis fortzuführen.