Ins Bild gerückt: Unternehmerportraits aus zwei Jahrhunderten

 

In feinem Zwirn, mit Anzug und schwarzer Melone – so zeichneten Karikaturisten gerne den deutschen Unternehmer. Was in unseren Tagen ironisch gemeint ist, war früher Ausdruck eines stolzen Selbstverständnisses.

Zu den ältesten Bildern gehört das Porträt des Augsburger Kaufmanns Anton Welser d. Jüngeren, das der Maler Christoph Amberger 1527 schuf. Zwischen den ringgeschmückten Fingern des mächtigen Handelsherrn liegen drei Goldmünzen. Auch Hans Holbein d. Jüngere malte nur wenige Jahrzehnte später in London erfolgreiche deutsche Hansekaufleute. Diese Bilder galten als die eindrucksvollsten Porträts des Kaufmannsstandes des 16. Jahrhunderts. Holbein verwendete erstmals auch viel Sorgfalt auf die Wiedergabe der Arbeitsstätte: So sitzt etwa ein junger Kaufmann umgeben von Schreibgeräten und Geschäftspapieren an einem Arbeitstisch, im Hintergrund ist auch eine Waage auf einem Holzbord sichtbar.

Mit dem Aufkommen der Industrialisierung beschäftigten sich die Maler mit dem Thema der Arbeit und dem Ausdruck des tätigen Menschen. Sie schilderten die Leistungskraft eines Unternehmens und die Qualität der Produkte. In der Porträtmalerei rückten der Stolz des Dargestellten auf die Berufsleistung sowie die Gleichsetzung von Person und unternehmerischer Leistung in den Mittelpunkt.

Bayerische Unternehmerpersönlichkeiten bilden seit jeher das Rückgrat der Wirtschaft. Sie erschließen neue Chancen für Wachstum und Zukunftsinvestitionen. Umso erstaunlicher ist es, dass die auch sozialgeschichtlich aufschlussreiche Darstellung von Repräsentanten der Wirtschaft in der bildenden Kunst wenig erforscht ist. Das Bayerische Wirtschaftsarchiv baut eine Sammlung historischer Porträtwerke zu den Leitfiguren der ökonomischen Entwicklung des Freistaats auf.

Harald Müller M.A., Wiss. Mitarbeiter